Wie Asien auf Trumps zweite Amtszeit reagiert

Analyse

Wie reagieren asiatische Länder auf die Politik von Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit? China rüstet sich für einen Handelskrieg, Indien sieht geopolitische Herausforderungen, während Südkorea und Japan die geplanten Handelsbeschränkungen fürchten. Kambodscha sucht den Spagat zwischen den USA und China, und Myanmar kämpft mit den verheerenden Folgen der US-Hilfspolitik.

Foto: Donald Trump und Narendra Modi bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Trump steht an einem Rednerpult und lächelt, Modi spricht.
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Nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar 2024 empfing US-Präsident Donald Trump den indischen Premierminister Narendra Modi als einen der ersten ausländischen Staatschefs im Weißen Haus.

China: Zwischen wirtschaftlicher Resilienz und abwartender Taktik

Schon vor der Wahl war in China mit einer Fortsetzung der konfrontativen Politik der USA gegenüber China gerechnet worden – unabhängig vom Wahlausgang. Ausgehend von dieser Erwartung zeichneten chinesischen Analysten mögliche Szenarien für die Chinapolitik der jeweiligen Kandidat*innen. Bei einem Wahlsieg Harris’ wurde die Stärkung von Allianzen zur Einhegung Chinas erwartet (alliance-building), während im Szenario Trump mit der Erhebung umfangreicher Zölle gerechnet wurde – verbunden höchstens mit der vorsichtigen Hoffnung, dass seine Tendenz zum Deal-Making eine Chance bieten könne. 

Nach Trumps Wahlsieg fielen die offiziellen Reaktionen der chinesischen Regierung zurückhaltend aus. Dagegen teilten und teilen Analyst*innen ihre Erwartungshaltung: Die USA würden China weiterhin als ideologischen und wirtschaftlichen Rivalen betrachten. China müsse daher seine wirtschaftliche Resilienz und Eigenständigkeit (self-reliance or 自力更生) weiter stärken. Zugleich wurde empfohlen, bedacht und maßvoll auf die zu erwartenden Zölle zu reagieren. 

Handelspolitisch fiel die Reaktion aus Peking zurückhaltend aus: China antwortete lediglich mit gezielten Importzöllen in einem überschaubaren Umfang. 

Dass diese Ansicht auch auf Regierungsebene geteilt zu werden scheint, zeigte sich Anfang Februar, als Trump pauschale Zölle von 10 Prozent auf alle chinesischen Importe verhängte. Außenministeriumssprecher Lin Jian warnte zwar, dass diese Maßnahmen den wirtschaftlichen Interessen beider Länder schaden würden: „Wir fordern die US-Seite auf, ihre fehlerhaften Maßnahmen zu beenden und davon abzusehen, wirtschaftliche und handelsbezogene Themen zu politisieren und zu instrumentalisieren.“ Handelspolitisch fiel die Reaktion aus Peking aber zurückhaltend aus: China antwortete lediglich mit gezielten Importzöllen in einem überschaubaren Umfang. 

Wie China auf eine weitere Eskalation des Handelskonflikts reagieren wird, bleibt zwar offen. Von Pekings grundsätzlichem Interessen an Exportmärkten kann (im direkten Widerspruch zur eigenen Rhetorik der „self-reliance“) aber ausgegangen werden. Keinen Zweifel gibt es indessen daran, dass es ausreichend Anlass geben wird, auch in Zukunft die richtigen Antworten auf Maßnahmen der Trump-Administration finden zu müssen. 

Die Münchner Sicherheitskonferenz bestätigte zudem die frühen Einschätzungen chinesischer Analyst*innen, dass Trump einen Angriff auf die neoliberale Weltordnung wagen würde. China schien vorbereitet und Außenminister Wang Yi nutzte diese Gelegenheit, um China als rationalen Akteur und „einzigen Erwachsenen im Raum“ zu präsentieren – so die Lesart internationaler Beobachter und chinesischer Staatsmedien. Aus chinesischer Sicht darf die Münchner Sicherheitskonferenz daher als diplomatischer Erfolg gesehen werden – auch im Verhältnis zu den USA.

Arthur Tarnowski, Büroleitung Beijing

Indien: Stärkung der Partnerschaft nach Modi-Trump-Treffen, doch Unsicherheiten bleiben

Weniger als drei Wochen nach seiner Amtsübernahme am 20. Januar 2024 empfing Präsident Donald Trump den indischen Premierminister Narendra Modi als einen der ersten ausländischen Staatschefs im Weißen Haus. Diese politische Geste unterstreicht nicht nur das gute persönliche Verhältnis der beiden Staatsoberhäupter, sondern auch die hohe Bedeutung, die beide Seiten den bilateralen Beziehungen zwischen den Ländern beimessen.

Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump den Quadrilateralen Sicherheitsdialog (Quad) – ein Bündnis der USA, Indiens, Japans und Australiens – revitalisiert, um sicherheitspolitische Interessen im Indo-Pazifik zu verfolgen und ein Gegengewicht zum wachsenden Einfluss Chinas in der Region zu schaffen.

Allerdings vertiefen Indien und die USA ihre Beziehungen bereits seit 2004 im Rahmen einer strategischen Partnerschaft. Seitdem ist der Verteidigungshandel von nahezu null auf über 20 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 angestiegen. Indien, dessen Militärausrüstung historisch überwiegend aus Russland stammt, diversifiziert durch die verstärkte Zusammenarbeit mit den USA nicht nur seine Lieferketten in der Verteidigung, sondern positioniert sich geopolitisch als strategischer, aber dennoch autonomer Partner in Asien. Auch der Handel zwischen beiden Ländern hat sich im gleichen Zeitraum vervielfacht. Das Handelsvolumen erreichte 2024 ein neues Hoch von fast 130 Milliarden US-Dollar.

Die internationalen Verwerfungen, die durch den Rückbau des multilateralen Engagements, die Skepsis gegenüber globalen Abkommen und Institutionen sowie die rohe Machtpolitik der Trump-Regierung verursacht werden, stellen für Indien sowohl ein Risiko als auch eine Chance dar.

Die Ergebnisse des ersten Treffens zwischen Trump und Modi stehen somit für Kontinuität in den bilateralen Beziehungen. Als neuer Rahmen für die Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Handel, Energiesicherheit, Technologie und Innovation sowie multilaterale Kooperation wurde das amerikanisch-indische COMPACT-Abkommen (Catalyzing Opportunities for Military Partnership, Accelerated Commerce & Technology) beschlossen. Ziel ist unter anderem, den bilateralen Handel bis 2030 auf 500 Milliarden US-Dollar zu steigern und die Zusammenarbeit in Schlüsseltechnologien wie Verteidigung, künstliche Intelligenz, Halbleiter, Energie und Raumfahrt weiter zu vertiefen.

Trotz der wachsenden Partnerschaft verlaufen die Beziehungen nicht ohne Spannungen. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Indien aufgrund des Handelsdefizits der USA als „Zoll-König“ bezeichnet. Nach dem auffallend einvernehmlichen, betont harmonischen Treffen mit Modi am 13. Februar 2025 äußerte Trump erneut, dass auch für Indien reziproke Zölle gelten sollen. Tatsächlich sind die indischen Zölle im Durchschnitt höher als die der USA. Eine Errungenschaft des Treffens bestand daher darin, schwierige Verhandlungen über die zukünftige Handelsbeziehung auf die Arbeitsebene der kommenden Monate zu verlagern.

Der transaktionale Stil der USA ist Indien nicht fremd, doch Trump könnte weitreichendere Forderungen stellen als bloße Handelszugeständnisse. 

Die internationalen Verwerfungen, die durch den Rückbau des multilateralen Engagements, die Skepsis gegenüber globalen Abkommen und Institutionen sowie die rohe Machtpolitik der Trump-Regierung verursacht werden, stellen für Indien sowohl ein Risiko als auch eine Chance dar. Das Risiko besteht darin, dass Indien in einer machtbasierten internationalen Ordnung aufgrund seiner vergleichsweise geringeren wirtschaftlichen und militärischen Stärke gegenüber den USA und China an Einfluss verlieren könnte. Gleichzeitig ergibt sich die Möglichkeit, das von den USA hinterlassene Vakuum zu nutzen, um mit gleichgesinnten Akteuren – insbesondere in Europa – an einer regelbasierten, aber reformierten internationalen Ordnung mitzuwirken, in der Indien eine zentrale Rolle einnehmen könnte.

Vorerst übt sich die indische Regierung in vorsichtiger Zurückhaltung. Um guten Willen zu zeigen, hat Neu-Delhi bereits vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen erste Zugeständnisse gemacht und Zölle auf Motorradteile und Batterien gesenkt, wovon Unternehmen wie Harley-Davidson und Apple profitieren. Der transaktionale Stil der USA ist Indien nicht fremd, doch Trump könnte weitreichendere Forderungen stellen als bloße Handelszugeständnisse. Indiens höchstes Gut – die Wahrung seiner strategischen Autonomie – steht auf dem Spiel.

Jochen Luckscheiter, Büroleitung Neu-Delhi

Südkorea und Japan: Wirtschaftliche Spannungen und eine bröckelnde Wertepartnerschaft

Südkorea und Japan sind, glaubt man der scheidenden deutschen Bundesregierung, Wertepartner in Ost-Asien. Verbündete also, die – wie Deutschland – den Glauben an eine regelbasierte internationale Ordnung, den Freihandel und Demokratie teilen. Übernommen ist das Konzept von den USA, die unter Präsident Biden eine „Alliance of Democracies“ ausriefen, deren Hauptziel in Asien natürlich die Einhegung Chinas sein sollte.

Nach dem Motto „fast forward“ steckt Südkorea 2025 in einer veritablen Verfassungskrise, nachdem noch-Präsident Yoon im Dezember eine Art Miniatur-Staatsstreich versucht hatte. Nach kurzzeitiger U-Haft ist Yoon mittlerweile wieder aus dem Gefängnis entlassen worden. Über seine Amtsenthebung entscheidet noch das Verfassungsgericht. Damit ist das Land, dessen engster und wichtigster Verbündeter die USA sind, zum wichtigen Zeitpunkt des Machtwechsels in Washington nur bedingt handlungsfähig. Und die Überzeugungen dieses Verbündeten zu Völkerrecht, Freihandel oder Demokratie sind auch eher schwach ausgeprägt.

Dass Trump, hauptsächlich getrieben von eigener Eitelkeit, versuchte ein Friedensabkommen mit Nordkorea durchzupeitschen, kam hingegen gut an.

Schon die erste Trump-Amtszeit brachte einiges an schwierigen Themen mit sich: Südkorea, dessen Sicherheit gegen den nuklear gerüsteten Nachbarn Nordkorea maßgeblich nicht nur auf der Stationierung von 24.000 US Truppen beruht, sondern auch auf der Versicherung des amerikanischen Nuklearschirms, wurde von Trump vor den Kopf gestoßen, als dieser beides in Frage stellte und erhebliche Anpassungen der Zahlungen Südkoreas für das US-Militär forderte. Dass Trump, hauptsächlich getrieben von eigener Eitelkeit, versuchte ein Friedensabkommen mit Nordkorea durchzupeitschen, kam hingegen gut an. Damals noch unter Führung einer demokratischen Partei, die jetzt in der Opposition ist. 

Der überstürzte Friedensplan scheiterte schließlich. Dass Trump einen Neuanlauf wagen könnte, sehen einige Südkoreaner als Hoffnung, andere als Drohung. Letzteres vor allem, falls – wie im Falle Gazas oder der Ukraine – über die Köpfe des kleinen Landes hinwegverhandelt werden sollte und vom propagierten, aber unrealistischen Ziel einer vollständigen De-Nuklearisierung Nordkoreas Abstand genommen werden würde. Nach einem ersten Treffen der amerikanischen und südkoreanischen Außenminister scheint diese Angst zumindest vorläufig vom Tisch zu sein.

Das andere Problem – sowohl für Südkorea als auch für Japan – ist, dass sich die USA vom bisher beschworenen Fundament einer Wertepartnerschaft der Demokratien vermutlich verabschieden werden. Das Bewusstsein, dass die Bindung von Allianzen nicht nur über reine „Deals“ funktioniert, scheint in der Trump-Regierung nicht vorhanden zu sein.Trump bekräftigte bei einem Treffen mit dem japanischen Premier die Bedeutung der Allianz – sehr zur Sorge der Südkoreaner, die den Eindruck haben, dass Tokio deutlich besseren Draht zu ihm habe. Gleichzeitig würden die von Washington geplanten Handelsbeschränkungen beide Länder erheblich belasten.

Gleichzeitig ist die amerikanische Rückbesinnung auf fossile Energien ganz im Sinne beider Staaten, die massiv von Energieimporten – besonders im Erdgasbereich – abhängig sind und von sinkenden Preisen am Weltmarkt profitieren würden.

Besonders die 25 Prozent Einfuhrzölle auf Stahl wären ein herber Schlag für die Industrie, aber auch mögliche Beschränkungen für die Autoindustrie, die in beiden Ländern ein wichtiger Sektor ist, fielen stark ins Gewicht. Unternehmen aus beiden Ländern haben in den letzten Jahren massiv in den USA investiert – vor allem, um von Subventionen des Inflation Reduction Act zu profitieren. 2024 war Japan sogar der größte ausländische Investor in den USA. Ob das jedoch ausreicht, um diese Firmen von den geplanten Handelsschranken auszunehmen, bleibt ungewiss. Beide Länder haben gegenüber den USA einen erheblichen Exportüberschuss.

Der Abbau von grünen Subventionen in den USA würde besonders die koreanischen Batteriehersteller treffen. Ähnlich sieht es mit den Plänen aus, Teile der Halbleiter- und Speicherherstellung in die USA zu verlagern. Gleichzeitig ist die amerikanische Rückbesinnung auf fossile Energien ganz im Sinne beider Staaten, die massiv von Energieimporten – besonders im Erdgasbereich – abhängig sind und von sinkenden Preisen am Weltmarkt profitieren würden. Der Bedarf könnte zunehmend durch amerikanisches Flüssiggas gedeckt werden.

Während Japans Premier Ishiba neben den wirtschaftlichen Auswirkungen unter Druck geraten könnte, den bereits stattfindenden, aber in der Bevölkerung nur wenig akzeptierten Ausbau des Militärs im Sinne der amerikanischen Forderungen voranzutreiben, besteht für Südkorea die Hürde erst einmal darin, gegebenenfalls einen neuen Präsidenten zu wählen.

Der Kandidat der oppositionellen Demokraten, die zuletzt trotz eines inhaftierten konservativen Präsidenten in den Umfragen wieder zurückgefallen sind, hat zwar in den letzten Wochen seine bisher sehr China-freundliche und Japan-kritische Haltung etwas abgemildert. Große Teile seines politischen Denkens dürften aber schwierig mit dem von Trump zu vereinbaren sein – ein weiterer Grund, warum Südkorea neben Japan weiterhin Junior-Partner der Dreier-Allianz bleiben könnte. Begeistert hingegen geben sich die Demokraten, was einen möglichen Neuanlauf für Friedensverhandlungen mit Nordkorea angeht: Die Partei hat Trump schon vorsorglich für den Friedensnobelpreis nominiert.

Kristian Brakel, Büroleitung Seoul

Kambodscha: Balanceakt zwischen den USA und China

Eine Trump 2.0-Regierung wird ihre diplomatischen Beziehungen zu Kambodscha und die zugrundeliegenden außenpolitischen Ziele neu definieren. Ernsthafte Sorgen um Demokratie und Menschenrechte sind aus dem Hause Trump allerdings nicht zu erwarten, was seitens der kambodschanischen Regierung kaum bedauert werden dürfte. 

Das schließt aber nicht aus, dass – wo immer es den Amerikanern für ihre Interessen nützlich erscheint – entsprechende Kritik vorgebracht und instrumentalisiert werden könnte, um Druck auf Kambodscha auszuüben. Denn klar ist, dass die Trump-Regierung die Beziehungen zwischen Kambodscha und China in erster Linie durch die Brille der Rivalität zwischen den beiden Großmächten sieht, was zu einem erhöhten Druck auf Kambodscha führen könnte. 

China ist zwar der größte Handelspartner, die USA sind mit 40 Prozent der kambodschanischen Exporte aber mit Abstand der größte Abnehmer für Waren aus dem Königreich.

Gleichzeitig könnten die USA ihre Bemühungen verstärken, eine noch engere Allianz des Königreichs mit China durch eine Kombination aus Anreizen und möglichen Strafmaßnahmen zu verhindern: Wirtschaftliche Zusammenarbeit wäre ein guter Weg für eine Verbesserung der Beziehungen. China ist zwar der größte Handelspartner, die USA sind mit 40 Prozent der kambodschanischen Exporte aber mit Abstand der größte Abnehmer für Waren aus dem Königreich. Seine Regierung versucht angesichts der Dominanz Chinas und der damit verbundenen Abhängigkeitsrisiken, seine Handelspartnerschaften und ausländische Investitionen seit geraumer Zeit zu diversifizieren. Falls Vietnam von Trumps angekündigter Zollpolitik betroffen wäre, könnte Kambodscha zu den Gewinnern zählen. In diesem Fall könnten Produktionskapazitäten dorthin verlagert werden.

Darüber hinaus böten gemeinsame Interessen an regionaler Stabilität, Terrorismusbekämpfung und dem Kampf gegen organisierten Menschenhandel Möglichkeiten für vertiefte Kooperation, für Dialog und gegenseitige Wertschätzung.

Die USA könnten ihrerseits im Rahmen einer umfassenderen Strategie zur Aufrechterhaltung ihres Einflusses in Südostasien mit Kambodscha zusammenarbeiten, möglicherweise durch ASEAN-koordinierte Initiativen. Militärische Überlegungen dürften ebenfalls von Bedeutung sein, da die Sorge um einen möglichen militärischen Zugang Chinas zu kambodschanischen Militäreinrichtungen (z.B. die Marine-Militärbasis Ream, südöstlich von Sihanoukville am Golf von Thailand) den Fokus auf die strategische Bedeutung Kambodschas erhöhen könnte. 

Das Königreich könnte seine internationalen Partnerschaften erweitern, um die Abhängigkeit von China zu verringern. 

Kambodscha könnte sein strategisches Gleichgewicht darauf aufbauen, Neutralität und Blockfreiheit als zentrale außenpolitische Prinzipien zu verankern, um nicht in die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China hineingezogen zu werden. Das Königreich könnte seine internationalen Partnerschaften erweitern, um die Abhängigkeit von China zu verringern. Es könnte darüber hinaus auch seine ASEAN-Mitgliedschaft nutzen, um die Dynamik der Großmächte im eigenen Neutralitätsinteresse zu steuern, die regionale Stabilität zu fördern und seine Souveränität und territoriale Integrität gegen Druck von außen zu behaupten. 

Kambodschas vielschichtiges geopolitisches Umfeld erfordert einen pragmatisch diplomatischen Ansatz. Die kambodschanische Regierung muss die Vorteile der chinesischen Hilfe geschickt gegen die potenziellen Vorteile einer Verbesserung der Beziehungen zu den USA abwägen. Für die oben beschriebenen Möglichkeitsszenarien war der Start der Amtszeit Trumps in Kambodscha ein denkbar schlechter Ausgangspunkt, denn es wurde viel Vertrauen zerstört.

Ein ausführlicher Bericht zu der Beziehung zwischen den USA und Kambodscha ist hier zu lesen. 

Heike Löschmann, Büroleitung Phnom Penh


Myanmar: Stopp von US-Hilfsprogrammen verschärft humanitäre Krise

Das Deutsche Rote Kreuz listet Myanmar (auch „Burma“) als eine von sechs vergessenen Krisen. Seit einem Militärputsch im Februar 2021 befindet sich das südostasiatische Land in einem bürgerkriegsähnlichen Konflikt. Knapp 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, das entspricht mehr als 30 Prozent der Bevölkerung. Unterstützung für die unterdrückte Bevölkerung gibt es nur in geringem Maß, über Myanmar wird international kaum gesprochen. 

Am 29. Januar 2025 verhalf dagegen US-Präsident Donald Trump Myanmar ins internationale Rampenlicht: Während einer Pressekonferenz verkündete er vor lachendem Publikum den sofortigen Stopp eines USAID-finanzierten Stipendienprogramms für Myanmar. Hunderte Studierende  aus Myanmar sollten dadurch eine gute Ausbildung an Hochschulen in Südostasien finanziert bekommen. Durch den sofortigen Stopp des Programms befinden sich gegenwärtig mehr als 400 Studierende in einem dramatischen Limbo; die Fortsetzung ihres Studiums ist nicht finanziell abgesichert, monatliche Stipendienzahlungen für den Unterhalt der Lebenshaltungskosten sind bis auf Weiteres eingestellt. 

Trump und seiner rechten Hand, Elon Musk, stieß wohl insbesondere das Wort „Diversität“ im Titel des Stipendienprogramms negativ auf: Dabei wird das Wort „Diversität“ im Kontext Myanmars vielmehr benutzt um deutlich zu machen, dass die mehr als 135 vielsprachigen Ethnien Myanmars einbezogen sind.

Für mindestens zwei Geflüchtete hatte der Abbruch der medizinischen Versorgung fatale Folgen: Eine 30-jährige Frau hatte keinen Zugang mehr zu ihrer Dialyse, während einer 71-jährige Frau kein Beatmungsgerät mehr zur Verfügung gestellt werden konnte. Beide Frauen verstarben.

Das Stipendienprogramm ist nur ein Beispiel der verheerenden Auswirkungen der Politik des US-Präsidenten auf Myanmar. Durch den unter Joe Biden vom US-Kongress 2022 verabschiedeten „Burma Act“ gab es eine politische Entscheidung der US-Regierung, Myanmar auf seinem Bestreben nach Demokratie tatkräftig zu unterstützen. Auf der Grundlage des „Burma Act“ flossen im Haushaltsjahr 2024 insgesamt 121 Millionen US-Dollar an zivilgesellschaftliche Organisationen, an Medienhäuser, an die Flüchtlingshilfe sowie an lokale Administrationen in Gebieten, die nicht von der Militärjunta kontrolliert werden. Auch das nun gestoppte Stipendienprogramm wurde aus diesem Topf gefördert.

Im Bereich der Flüchtlingshilfe hat der abrupte Stopp bereits zu Todesopfern geführt. US-Hilfsgelder, die für den Betrieb von Kliniken in Flüchtlingscamps entlang der thai-myanmarischen Grenzregion eingesetzt wurden, blieben aus. Für mindestens zwei Geflüchtete hatte der Abbruch der medizinischen Versorgung fatale Folgen: Eine 30-jährige Frau hatte keinen Zugang mehr zu ihrer Dialyse, während einer 71-jährige Frau kein Beatmungsgerät mehr zur Verfügung gestellt werden konnte. Beide Frauen verstarben. Die Kehrtwende der USA, „lebensrettende Programme“ doch fortzuführen, kam für sie zu spät – denn diese Programme laufen nur schleppend wieder an. 

Ruth Streicher, Referentin für Südostasien Berlin