
Wer über die hessischen Grünen, ihre Wahlkämpfe und die Arbeit des Frauenreferates forschen möchte, kann im Archiv Grünes Gedächtnis jetzt auf drei neue Teilfindbücher zurückgreifen. Die Dokumente des Landesverbandes von der Gründung bis zum Jahr 2008 sind bearbeitet und können genutzt werden.

Geschichte des Landesverbandes
Die Anfänge der Parteigründung in Hessen können bis in das Jahr 1977 zurückverfolgt werden, als es zur Bildung grüner und alternativer Listen aus dem Spektrum der Ökologie- und Anti-AKW-Bewegung kam.
Der Zusammenschluss dieser verschiedenen Listen und Vereinigungen führte im Juli 1978 zur Gründung der Grünen Liste Hessen (GLH), die zur Landtagswahl im Oktober 1978 antrat. Um mehr über die Gründungsphase der hessischen Grünen zu erfahren, empfiehlt sich die Arbeit mit dem Depositum des Gründungsmitglieds Karl Kerschgens.
Nach der Gründung der Sonstigen Politischen Vereinigung Die Grünen im März 1979 in Frankfurt am Main wurde ein Landeswahlausschuss aus den Umweltparteien AUD, GLU und GAZ gebildet, der die Europawahlkampagne in Hessen durchführte und der schließlich zur Gründung des Landesverbandes am 15. Dezember 1979 in Linden-Leihgestern einlud. Vier Wochen später konnte mit der Gründung der Bundespartei die Sonstige Vereinigung aus dem Namen gestrichen werden.
1991 gab es die erste wichtige Strukturreform des Landesverbandes. Die Stellung der Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen wurde deutlich aufgewertet und zugleich eine Modifizierung der Trennung von Amt und Mandat eingeleitet.
In den Wahlkämpfen der achtziger Jahre bekamen Auseinandersetzungen wie die um den geplanten Bau eines Atomkraftwerks in Borken, einer Wiederaufbereitungsanlage in Volkmarsen, den Ausbau des Frankfurter Flughafens, um Fulda Gap und den für die Friedensbewegung wichtigen Ort Hattenbach eine große symbolische Bedeutung.
Mit der Einrichtung des hessischen Umweltministeriums und der Ernennung von Joschka Fischer zum ersten grünen Minister für Umwelt und Energie schrieben die hessischen Grünen 1985 Geschichte. Dreimal, von 1985 bis 1987 und von 1991 bis 1999, koalierten die Grünen mit der SPD auf Landesebene. Seit 2014 regiert in Hessen eine grün-schwarze Koalition.
Besondere bundesweite Beachtung fand außerdem die Auseinandersetzung zwischen dem realpolitischen Flügel um Joschka Fischer und dem radikalökologischen mit Jutta Ditfurth an der Spitze.
Zum Aktenbestand
Die Geschichte des Landesverbandes ist reich an Schlaglichtern, politischen Kämpfen und markanten Abschnitten, die einer anderen Chronologie folgen als die Entwicklungen auf der Bundesebene. Die zahlreichen Umzüge der Geschäftsstelle haben eine lückenlose Aktenüberlieferung erschwert.
Mittlerweile kann die administrative und politische Arbeit des Landesverbandes seit seiner Gründung aus den Akten aller wichtigen Gremien des Landesverbandes nachgelesen werden. Die Sitzungsunterlagen, Protokolle und Beschlüsse der Landesmitgliederversammlung (LMV), des Landeshauptausschusses (LHA) bzw. ab 1991 des Parteirates und des Landesvorstandes können zu vielfältigen politischen Fragestellungen genutzt werden.
Eine eigene umfangreiche Aktengruppe bilden die Unterlagen des Frauenreferats, das von Juli 1986 bis 1991 existierte und zuerst von Margareta Wolf und dann von Regina Walch geleitet wurde. In dieser Zeit arbeitete das Frauenreferat als Scharnier zwischen unterschiedlichen Initiativen, Organisationen und der Partei zu frauenpolitischen Themen.
Das Herzstück der politischen Arbeit des Landesverbandes bilden die Vorbereitungen von Wahlen, Kampagnen und unterschiedlichen Veranstaltungen, die im Aktenbestand sehr gut dokumentiert sind. Ergänzt wird diese Überlieferung durch zahlreiche Fotos, Plakate, Audio- und Videomaterial, eine Broschürensammlung und seit 2004 auch durch Internetspiegelungen.
Weitere Recherchemöglichkeiten zum Bestand sind im Lesesaal des Archivs möglich.