Olympia in Paris: Was erwartet Paris?

Genau 100 Jahre nach den letzten olympischen Sommerspielen, blickt die Welt wieder auf Paris. Die einen sind voller Enthusiasmus, die anderen blicken sorgenvoll auf das Megaevent. 

Lesedauer: 3 Minuten
Durch die eine Skulptur der Olympischen Ringe sieht man den Eiffelturm und die Skyline von Paris im Sonnenuntergang.

Es war 1924. Vor genau 100 Jahren, als die letzten olympischen Sommerspiele in Paris stattfanden. Nun ist es wieder soweit und die Stadt hat in ihrer Bewerbung gewagte Versprechen abgegeben: Es sollen nachhaltige Spiele werden, klimafreundlich, barrierefrei, divers, weltoffen. Der Sportsoziologe, ehemalige Judoka und Berater des IOC, Éric Monnin, hat schon viele Spiele in der Vergangenheit miterlebt und kann es kaum erwarten. In der ersten Folge des Podcasts „Menschen, Medaillen und Milliarden“ schwärmt er: 

Wir finden in einer Olympiastadt eine kleine, eigene Welt vor. In der wird eine friedliche Atmosphäre herrschen. Das ist ein großes Fest. Man hat überhaupt keine Lust, schlafen zu gehen. Man will auf der Straße bleiben, um daran teilzuhaben. Ich denke, was die Spiele auszeichnet, das ist das Teilen, die Begegnung. 

Für ihn ist Olympia vor allem eins, ein Fest der Völkerverständigung, bei der Grenzen fallen. 

Es die einzige Veranstaltung auf der Welt ist, an der 206 Nationen teilnehmen, das sind mehr Nationen, als in der UN vertreten sind.

Éric forscht auch zur Geschichte der Spiele und hat in Archiven herausgefunden, dass die Pariser*innen schon 1924 Angst hatten vor dem Verkehrschaos, vor den vielen Menschen, den steigenden Preisen: 

Am Ende waren sie begeistert. Ich wünschte mir mehr Enthusiasmus und weniger Bedenken.

Dass Olympische Spiele einer Stadt positive Impulse geben können, hat auch Dawid Bartelt von der Heinrich-Böll-Stiftung erlebt. Heute leitet er das Büro in Istanbul, 2016 war er in Rio. 

„Es war ein großes Fest“, erinnert er sich. 

Die Menschen nutzen den öffentlichen Raum, der revitalisiert wurde. Es wurden Stadtviertel erschlossen, die vorher sehr gefährlich war und die Menschen kamen auf die Straße und haben das genossen.“ 

Tatsächlich waren die Spiele in Rio die ersten auf dem südamerikanischen Kontinent und für die Menschen ein Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs. Trotzdem erzählt Dawid im Podcast: 

Die Bilanz fällt gemischt aus. Diese Sportgroßereignisse werden immer teurer und das sind Events, die sind sportlich genauso wichtig wie politisch und wirtschaftlich. Sie sollen vor allem Kapital generieren. Symbolisches Kapital, also der Stadt ein positives Image verpassen, aber eben auch wirtschaftliches und finanzielles Kapital und da sind dann entsprechende Eingriffe damit verbunden. Juristischer Art, Sozialer Art, wirtschaftlicher Art.

Auch ein Blick auf die Spiele in London zeigt, wie paradox Olympia auf eine Gesellschaft wirken kann: Die einen erinnern sich an das internationale Flair, an das Zusammentreffen von Kulturen. Andere behalten die Medaillen fürs eigene Land im Kopf und verbinden Nationalstolz mit den Spielen 2012. Es bleibt dabei: Olympia scheidet die Geister. 

Diesen Widersprüchen gehen wir in der ersten Folge auf den Grund. Und fragen: „Was erwartet Paris?“ 

Jetzt die erste Folge des Podcasts "Olympia in Paris" anhören:

Der Podcast wird präsentiert von der Wahlpariserin und Journalistin Romy Straßenburg in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Paris.