Ein Kabel für Europa

Deutschland und Norwegen verbinden ihre Stromnetze. Was für die Bundesrepublik ein guter Deal ist, hat in Skandinavien durchaus Kritiker/innen. Und es zeigt exemplarisch, wohin sich Europas Strommarkt bewegt.

Bauarbeiter beim Einzug des Seekabels
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Das Nordseekabel sorgt in Norwegen für Befürchtungen vor steigenden Strompreisen und Umwelteinwirkungen.

Hinter dem Städtchen Tonstad im südlichen Norwegen, mitten im Wald am Ende einer „Zufahrt verboten“-Straße arbeiten ungefähr 100 Männer und Frauen an etwas Großem. Wo bis vor knapp anderthalb Jahren noch mooriger Waldboden war, entsteht die größte Umspannstation Norwegens: Hochspannungsmasten, Transformatorhallen, Kabelzuleitungsflure. Gut 550 Kilometer weiter südlich im schleswig-holsteinischen Wilster passiert ähnliches. Hier wird eine bestehende Umspannstation vergrößert, um für neue Aufgaben ausgestattet zu sein. Und dazwischen, tief auf dem Grund des Vollesfjords liegt schon der erste Teil dessen, was Wilster und Tonstad in einigen Jahren verbinden wird.

Nordlink, ein Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabel, wird die erste direkte Verbindung zwischen den Stromnetzen in Deutschland und Norwegen sein. Für knapp zwei Milliarden Euro verlegen der norwegische Netzbetreiber Statnett, der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Tennet und die staatliche KfW-Förderbank insgesamt 623 Kilometer Kabel und bauen und erweitern entsprechend die beiden Umspannstationen, um das Kabel überhaupt mit den Netzen verbinden zu können.

Beide Länder können nach Bedarf Strom exportieren

Die Idee hinter dem Projekt ist der Austausch von Strom, von dem am Ende beide Seiten profitieren sollen. Während in Norddeutschland vor allem Windstromanlagen installiert sind, die je nach Wetterlage unterschiedlich viel Strom erzeugen, gewinnt Norwegen 96 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft, größtenteils an Stauseen und regulierten Flüssen, an denen Wasser kontrolliert durch Turbinen geleitet wird. „Wenn jetzt in Norddeutschland der Wind so stark weht, dass ein Überschuss entsteht, kann der Strom nach Norwegen exportiert werden. Hier machen wir dann unsere Schleusen dicht und sparen Wasser für später“, erklärt Magne Vestvik von Statnett das Prinzip.

Statt also eigenen Strom zu produzieren und das gestaute Wasser dafür zu verbrauchen, nutzen die Norweger zu dieser Zeit deutschen Strom und schonen die Stauseen. Ganz ohne Pumpspeicherkraftwerke, die in Norwegen kaum verbreitet sind, werden die Seen so zu indirekten Speichern für deutschen Strom. Denn: „Wenn in Norddeutschland Flaute herrscht, aber der Bedarf groß ist, produzieren wir etwas mehr Strom, den wir nach Deutschland exportieren“, erklärt Vestvik. So sollen die Stauseen in Norwegen Stromreserven für Deutschland bereithalten und letztendlich den Abbau der fossilen Kraftwerke erleichtern.

Hinter diesen Plänen steckt die Idee von Norwegen als der „grünen Batterie Europas“, die schon vor Jahrzehnten diskutiert wurde. Doch nach wie vor scheitert dieser charmant klingende Plan an den Größenverhältnissen. Norwegens Wasserkraftwerke haben eine installierte Leistung von 31 Gigawatt. Der Strombedarf allein in Deutschland liegt zu Spitzenzeiten bei rund 80 Gigawatt. Das Nordlink-Kabel kann eine Leistung von 1,4 Gigawatt bereitstellen, etwa so viel wie ein gewöhnliches Kohlekraftwerk.

Trotz dieses Ungleichgewichts warnen Experten davor, die Bedeutung des Kabels zu unterschätzen, wenn es darum geht, den im Netz bereitgestellten Strom und den Bedarf dafür haarfein aufeinander abzustimmen. „Die Spitzenlast von 80 Gigawatt liegt in Deutschland nicht immer an, und wenn es ums Ausbalancieren geht, fängt man beim bereitgestellten Strom auch nicht bei null an“, betont Ulf Häger, Mitarbeiter am Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft der TU Dortmund. Auch Fiete Wulff, Sprecher der Bundesnetzagentur, nennt Nordlink „einen wichtigen Baustein zur Energiewende“. Bundesnetzagentur, Greenpeace, die Grünen, CDU oder FDP – letztlich erhält das Projekt in Deutschland scheinbar von allen Seiten Unterstützung.

Nordlink erhöht die norwegischen Strompreise

Anders stellt sich das Meinungsbild in Norwegen dar. Denn etwa zeitgleich verlegt Norwegen ein ähnliches Kabel nach England, ein weiteres nach Schottland ist in Planung. In die Niederlande transportiert ein Kabel seit 2008 Strom und auch nach Dänemark gibt es eine vierteilige Verbindung. Zusammengenommen werden diese Kabel eine Austauschkapazität von 10,4 Gigawatt haben, das ist mehr als ein Drittel der heute in norwegischen Wasserkraftwerken installierten Leistung.

Dieses Exportpotenzial hat Auswirkungen auf die Strompreise. Während die Bundesnetzagentur in Deutschland nicht mit Preisänderungen rechnet – dafür ist die Dimension Nordlink zu klein im Verhältnis zum deutschen Strommarkt –, werden die Verbindungen nach Deutschland und Großbritannien die Preise in Norwegen anheben. Denn die aus norwegischer Sicht großen Kabelkapazitäten verschaffen den norwegischen Stromanbietern Zugang zu den viel größeren Märkten in Deutschland und Großbritannien, so dass sich die Preise auf dem kleinen norwegischen Markt den ausländischen Preisen annähern werden. Wie sehr, dazu existieren verschiedene Schätzungen, aber dass die Preise steigen, bezweifelt niemand.

Traditionell hat Norwegen extrem niedrige Strompreise, weil Wasserkraftwerke ihren Strom günstig produzieren. Im zweiten Quartal 2017 zahlte man in Norwegen gut 95 Öre pro Kilowattstunde, das entspricht gut zehn Cent. Zum Vergleich: In Deutschland lag der durchschnittliche Preis bei rund 29 Cent pro Kilowattstunde. Durch die niedrigen Strompreise gibt es in Norwegen viel energieintensive Industrie, zum Beispiel Aluminiumproduktion. Entsprechend kritisch sieht diese Industrie die „Auslandskabel“. Hogne Hongset von der Gewerkschaft „Industri Energi“ ist überzeugt: „Die größten Unterstützer dieser Kabel sind in Norwegen die Stromproduzenten und ihnen geht es nur ums Geld. Das Umweltargument, dass die Kabel die erneuerbaren Energien unterstützen, ist nur schönes Gerede, das sie für ihre Zwecke benutzen.“

Allerdings gibt der engagierte Gewerkschafter unverfroren zu, dass seine Seite nach den gleichen Regeln spielt. „Die Industrie hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Um in der öffentlichen Diskussion eine stärkere Stimme zu haben, tun wir uns mit den Naturschützern zusammen“, sagt er. „Es geht um viel Geld und beide Seiten nutzen unterschiedliche Umweltargumente.“

Auswirkungen der Wasserkraftwerke auf die Natur werden zunehmen

Bei dem gewichtigsten Argument gegen Nordlink, von dem Hongset mit großen Gesten spricht, geht es um Ökosysteme in Norwegens Seen und Flüssen. Seinen Ursprung hat das Argument jedoch in der Wirtschaft. Für den Strommarkt ist die Verbindung Nordlink interessant, weil die Verbrauchsmuster in Deutschland und Norwegen so unterschiedlich sind. Die Norweger heizen mit Strom, weshalb der Stromverbrauch in Norwegen kaum zwischen Tag und Nacht schwankt, dafür aber zwischen Winter und Sommer. In Deutschland dagegen ist im Winter und Sommer der Verbrauch ähnlich, dafür gibt es ständig kurzfristige Schwankungen zwischen Tag und Nacht.

Mit dem zunehmenden Export in Märkte wie den deutschen werden sich die Wasserkraftwerke in Norwegen auf diese Schwankungen einstellen und es wird voraussichtlich verstärkt zu sogenanntem „Schwallbetrieb“ kommen. Dabei variiert die Menge Wasser, die durch ein Kraftwerk fließt, sehr schnell, angepasst an den Bedarf im Markt. Das führt zu plötzlich schwankenden Wasserständen in Stauseen und den nachfolgenden Flüssen. „Die Umwelteinwirkungen bei diesem Betrieb sind deutlich stärker, als wenn man die Stromproduktion saisonal verändert“, sagt Ingeborg Palm Helland, Forschungsleiterin im Bereich Wasserkraft am Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA). „In einem See beherbergt die Uferzone die meisten Tier- und Pflanzenarten. Wenn der Wasserpegel plötzlich stark sinkt, fallen Teile der Uferzone in kurzer Zeit trocken.“

Auch an anderen Stellen gibt es Beispiele für negative Umwelteinwirkungen: „Die Temperaturzonen im Wasser vermischen sich, was für manche Tiere zum Problem wird. Wenn Flüsse kurzzeitig sehr wenig Wasser führen, verlieren Bodentiere im Flussbett die Lebensgrundlage und fehlen dann wiederum als Futter für größere Tiere“, so Palm Helland.

Von diesem Schwallbetrieb redet auch Gewerkschafter Hongset viel. Und auch für seinen Bekannten Per Flatberg vom Naturvernforbundet (dem norwegischen BUND) ist er ein Thema. Der heute 80-Jährige war in den 70er und 80er Jahren führend bei zivilen Protesten gegen große Staudammprojekte in Norwegen. Dennoch sagt er: „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft oder die Auslandskabel. Das Kabel nach Deutschland und das erste nach England sind noch zu verkraften. Aber im Moment ist die Grundstimmung der Ruf nach immer mehr Kabeln und Export und das verträgt unsere Natur nicht“, so sein Eindruck. Diese Einschränkung gilt im Grunde für alle Kritik, die man in Norwegen am Kabel hört: Nordlink an sich ist nie das Problem, sondern das wird es erst zusammen mit den übrigen Auslandskabeln. „Genug ist genug“, sagt Per Flatberg immer wieder und haut dabei auch mal mit der Faust auf den Tisch.

"Warum sollen wir unsere Natur hier hergeben?"

Nordlink zwischen Deutschland und Norwegen hängt auch noch auf andere Weise mit der Wasserkraft im skandinavischen Staat zusammen. Etwa parallel zum Vorantreiben der Auslandskabel hat Norwegen im Jahr 2012 gemeinsam mit Schweden ein Zertifikatsystem eingeführt, das den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion unterstützt. Viele Windkraftanlagen sind seitdem gebaut worden, außerdem entstehen kleine Wasserkraftwerke und bestehende Kraftwerke werden erweitert. Das entstandene Überangebot an Elektrizität, das die Strompreise in Norwegen noch weiter gesenkt hat, vergrößert für Stromproduzenten den Anreiz, Kabel ins Ausland zu bauen, um neue Märkte zu erschließen und so die Preise zu heben. Umgekehrt machen die Kabel den weiteren Ausbau von Wasser- und Windkraftwerken attraktiver.

Ein solcher Wasserkraftausbau geschieht zurzeit am unteren Teil des Flusses Otta in Südostnorwegen. Am untersten von mehreren Staudämmen im Flussverlauf wird zu einem kleinen Kraftwerk ein größeres hinzugebaut, für das fast das gesamte Flusswasser über eine Strecke von neun Kilometern durch einen Tunnel im Berg geleitet werden soll. Das Wasser im Flussbett aber wird auf diesen neun Kilometern zu einem Bach zusammenschrumpfen. Lisbeth Giverhaug ist im Otta-Tal aufgewachsen und hat jahrelang gegen den Kraftwerksbau protestiert. Die kleine, energische Frau mit Lachfalten um die großen Augen und grauen Strähnen im windzerzausten Zopf liebt die Landschaft und den Fluss, der das Tal prägt. „Warum sollen wir unsere Natur hier hergeben, um irgendwo in Europa beim Ausbau von grüner Energie zu helfen? Es ist doch nicht grün, wenn wir hier der Natur das Wasser, die Lebensgrundlage nehmen. Es ist noch kein Kohlekraftwerk in Deutschland abgeschaltet worden, nur weil wir hier einen Fluss zerstören“, sagt sie energisch.

Etwas weniger pathetisch drückt die norwegische Umweltorganisation Bellona ihre Kritik an Nordlink aus. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Auslandskabel, wenn sie sozioökonomisch sinnvoll sind“, sagt Christian Eriksen von Bellona. „Aber mit der steigenden Elektrifizierung macht es aus meiner Sicht Sinn, unseren erneuerbar produzierten Strom vor Ort zu nutzen, um zum Beispiel den Verkehrssektor weiter auf elektrisch umzustellen oder neue Industrien aufzubauen“, ist der junge Energieexperte überzeugt. Das große Umweltargument, das für Nordlink spricht – dass das Kabel beim Ausbau der erneuerbaren Energien hilft und den Kohleausstieg erleichtern wird –, hat in Norwegen deutlich weniger Gewicht, denn aus norwegischer Sicht läuft es darauf hinaus, anderen beim Ausbau ihrer erneuerbaren Energien zu helfen.

Die Verteilung von Strom im Netz ist kompliziert

Dass man es nicht einsieht, dafür die eigene Natur zu opfern, ist das eine. Asgeir Tomasgard, Professor für industrielle Ökonomie und Technologiemanagement an Norwegens technisch-naturwissenschaftlicher Universität (NTNU), wendet ein: „Die Frage ist, ob Europa unseren Strom in Zukunft überhaupt haben will. Es ist unklar, ob es den Bedarf dafür geben wird. Sicher ist, dass es einen Bedarf für flexiblen Strom geben wird, die sogenannte Balancekraft.“ Die werde aber durch das aktuelle Preissystem nicht belohnt, erklärt er weiter: „Sie bekommen nicht mehr Geld, nur weil sie flexiblen Strom im Netz anbieten können.“ Vielleicht werde sich das einmal ändern, spekuliert Tomasgard. „Aber dafür müssten die europäischen Länder viel enger zusammenarbeiten“, sagt er.

Auffällig bei der Diskussion um Nordlink: In Deutschland betonen alle den Austausch von Strom, während man in Norwegen an den Export des eigenen Stroms denkt. Der Netzentwicklungsplan, den die deutschen Übertragungsnetzbetreiber regelmäßig veröffentlichen, gibt allerdings den Norwegern Recht. Im Entwurf für 2030 fließt in verschiedenen Szenarien über Nordlink stets rund viermal so viel Strom von Norwegen nach Deutschland wie umgekehrt.

Das heißt nicht, dass die Idee von Norwegen als indirektem Speicher für norddeutschen Windstrom hinfällig wäre. Es zeigt stattdessen, wie kompliziert die Verteilung von Strom im Netz ist, weil sie von so vielen verschiedenen Faktoren abhängt: von der gerade aktuellen Produktion und dem Verbrauch an verschiedenen Orten, den Kapazitäten der Leitungen, Gesetzen zur Bevorzugung erneuerbarer Energien und Strompreisen, die an der Börse verhandelt werden.

Anders Hammer Strømman, Leiter des Forschungsbereichs industrielle Ökologie an der NTNU, bringt in dem Zusammenhang noch eine weitere Perspektive ein. „In Zukunft wird es für Firmen wirtschaftlich immer wichtiger werden, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte nachweisen zu können, egal ob es um ein Auto geht, eine Jeans oder eine Pizza“, so Strømmans Prognose. „Aktuell ist Norwegen in der Hinsicht ein großartiger Standort, denn hier kann man zu fast 100 Prozent mit grünem Strom produzieren. Je mehr wir uns aber mit Nachbarländern verbinden, in denen noch fossiler Strom im Netz ist, desto mehr geht dieser Standortvorteil verloren, weil dann durch Import und Export auch unser Strommix immer mehr fossile Anteile enthält. Ich finde, Norwegen sollte darüber diskutieren, wie die kurzfristige Strategie aussieht: grüne Produkte exportieren oder grünen Strom?“ Aus norwegischer Sicht mag dieses Argument sinnvoll sein, im Hinblick auf das gemeinsame europäische Ziel zum Ausbau der erneuerbaren Energien verliert es seine Kraft.

Ein wichtiges Teil im großen europäischen Energiepuzzle

Entscheidend bei den Argumenten für und gegen Nordlink ist die jeweilige Perspektive. Denkt man in nationalen Grenzen, in europäischen – oder gar grenzenlos global? Aus technischer Sicht fällt das Urteil jedenfalls eindeutiger aus: Ein größeres Netz ist stabiler und kann Schwankungen besser ausgleichen. „Wenn man mehr Erneuerbare einbinden will, macht es total Sinn, Länder zu verknüpfen“, sagt Niklas Schinerl, Energieexperte von Greenpeace. „Es geht umso besser, je breiter die Energie verteilt wird, je größer also das Netz ist. Man kann dann auch lokale Potenziale für Sonne und Wind besser nutzen“, so Schinerl. Auch Ökonom Asgeir Tomasgard sieht diesen Vorteil: „Mit zusätzlichen Verbindungen zwischen Ländern kann man Ressourcen wie Wind, Sonne und Wasser genau dort in Strom verwandeln, wo das am effizientesten möglich ist, und ihn dann dorthin transportieren, wo er gebraucht wird.“

Versorgungssicherheit mache nicht an der Grenze halt, sagt dazu Fiete Wulff von der Bundesnetzagentur. In Zukunft wird sich die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Staaten wohl verstärken. Die EU setzt schon heute darauf, die Stromnetze der einzelnen Mitgliedsländer weiter zu verbinden. Auch wenn Norwegen nicht zur EU gehört, ist Nordlink von der EU als „Project of common interest“ klassifiziert, ebenso wie der innerdeutsche Netzausbau von Nord- nach Süddeutschland, der durch Nordlink noch dringender gebraucht werden wird, um norwegischen Strom dorthin zu transportieren, wo der Bedarf groß ist, nämlich in Süddeutschland. Tomasgard jedoch gehen die Anstrengungen nicht weit genug. „Heute hat jedes Land seine eigene Investitionsstrategie. Dadurch werden Investitionen getätigt, die zum Beispiel die norwegische Flexibilität nicht berücksichtigen. Jedes Land baut sein eigenes Energieportfolio aus, ohne an die anderen Länder zu denken.“. Seine Schlussfolgerung klingt beinahe wie eine Warnung: „Wenn Europa so weitermacht, bekommt es ein ziemlich teures und schwer zu handhabendes Energiesystem.“

Aus europäischer Sicht ist die Sache also klar: Wenn die Umstellung auf erneuerbare Energien oberste Priorität hat, und zwar in möglichst weiten Teilen des Kontinents, ist Nordlink ein Schritt in die richtige Richtung. Keiner, der Norwegen zur grünen Batterie Europas macht, auch keiner, der Deutschlands Nord-Süd-Verteilungsprobleme löst. Aber ein kleines, wichtiges Teil im großen europäischen Energiepuzzle.

Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Journalismus-Stipendiums Europäische Energiepolitik von der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt. Er erschien zuerst auf natur, das Magazin für Natur, Umwelt und besseres Leben.