Computer & Co: Das Öko-Potenzial nutzen

Computer, Handys und Internet haben ein enormes Potential, unser Leben intelligenter zu steuern und damit „grüner“ zu machen. Aber das ist kein Selbstläufer. Klare staatliche Vorgaben sind nötig, damit durch die gewaltigen Effizienzgewinne auch tatsächlich Ressourcen gespart und weniger Klimagas ausgestoßen wird.

Nahaufnahme einer Festplatte
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IT-Geräte werden meist nur kurz genutzt . Es sind Lösungen gefragt, um den Ressourcenbedarf über den gesamten Lebenszyklus der Geräte zu reduzieren

Auf den ersten Blick scheint der Zusammenhang logisch. Je digitaler unsere Lebens- und Arbeitswelt wird, desto immaterieller leben wir. Die Folge: der Ressourcenbedarf sinkt. Eine E-Mail ersetzt einen Brief, eine Videokonferenz macht die Geschäftsreise unnötig. Und die digitalen Geräte werden immer „smarter“, kleiner und verbrauchen kaum noch Energie.

Wie „green“ ist die IT? Wie hoch ist der Ressourcenbedarf der IT-Produkte wie Endgeräte, Netze und Rechenzentren selbst? Und wie „Green“ können etwa Transport, Produktion, Landwirtschaft und Dienstleistungen durch diese Geräte werden?

CO2-Bilanz der digitalen Welt

Die gute Nachricht lautet, dass die durch den Strombedarf verursachten CO2-Emissionen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in Deutschland zwischen 2007 und 2015 um ein Viertel gesunken sind. Dahinter steckt zum einen, dass die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung durch den Einsatz von Erneuerbaren um 14 Prozent zurückgegangen sind – was aber kaum der IT-Branche zuzuschreiben ist.

Zum anderen ging der Energiebedarf der IT-Geräte in den privaten Haushalten deutlich zurück – und das trotz steigender Gerätezahlen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist der geringere Stromverbrauch im Standby-Betrieb, den die EU durchgesetzt hat.
 

Quelle: Berechnungen Borderstep auf Basis von Icha 2016; Stobbe et al. 2015


Doch CO2-Emissionen, die während Nutzung eines Gerätes entstehen, machen nur zehn bis 20 Prozent der Emissionen von neuen Tablets und Smartphones aus. Der Rest liegt in der Herstellung. Da die Zahl der Endgeräte deutlich zunimmt, sind darum insgesamt die CO2-Emissionen der Internetgeräte sogar angestiegen.

Von den Usern unbemerkt hat sich außerdem der Energie- und Ressourcenbedarf vom Endgerät in die Netze und Rechenzentren verschoben. Ein Tablet etwa braucht fünfmal mehr Strom im Rechenzentrum als auf dem Gerät selbst. Dazu kommt noch einmal ein ähnlicher Energiebedarf für WLAN, Mobilfunk und Festnetz. Vom gesamten Strombedarf macht das Gerät selber also nur noch zehn Prozent aus. In Summe ist daher nicht davon auszugehen, dass der Strombedarf unserer Computer und Netzwerke in Zukunft abnehmen wird.

Mehr Geräte, weniger Material

Informationstechnik wird gleichzeitig immer kleiner und leichter. Das Gesamtgewicht der jährlich verkauften IT-Geräte in Deutschland etwa ist von 2008 und 2013 von ca. 320.000 t auf 230.000 t gesunken - obwohl die Anzahl der Geräte kontinuierlich steigt. Durch die Miniaturisierung sind die Geräte aber auch immer schwieriger zu recyceln.

Und die kleinen Geräte bleiben oft lange in der Schublade liegen oder landen einfach im Hausmüll. Bezogen auf das Gewicht werden mehr als 40 Prozent der Geräte aktuell nicht wieder eingesammelt.
 

Schlechte Sammelquote - viele Geräte werden nicht wieder eingesammelt. Quelle: Umweltbundesamt, eigene Darstellung


Chancen in anderen Branchen

Im Vergleich zum eigenen Ressourcenbedarf sind die Einsparpotentiale der Digitalisierung in allen Bereichen der Wirtschaft groß. In der Studie „#Smarter 2030“ wird errechnet, dass das CO2-Einsparpotential durch IT fast zehnmal höher ist als der CO2-Fußabdruck der Technik selbst. Computer und Netzwerke könnten danach bis 2030 ein Fünftel der weltweiten Klima-Emissionen einsparen. Das würde ausreichen, um den vom Weltklimarat (IPCC) bis 2030 prognostizierten Anstieg der Emissionen auf dem Niveau von 2015 zu stabilisieren.
 

Legende: Potenziale zur CO2-Einsparung durch IKT-Technologien (in Giga-Tonnen). Quelle: #Smarter2030


Bisher können solche Potenziale aber nicht realisiert werden. Neue IT-Lösungen ergänzen oft vorhandene Systeme eher, als dass sie diese ersetzen. Ein Beispiel: Telefon- und Videokonferenzen etwa haben die Geschäftsreisen nicht zurückgedrängt. Stattdessen ist die Zahl der Geschäftsreisen zwischen 2005 und 2015 um mehr als 20 Prozent gestiegen. Um die Einsparpotenziale durch IKT-Technologien tatsächlich zu reduzieren, müssten die Rahmenbedingungen anders gesetzt werden.

Große Chancen – große Herausforderungen

Die IKT kann ein wesentlicher Treiber der grünen Transformation sein. Das hohe Innovationstempo der Branche ist dabei Glücksfall und Herausforderung zugleich. Innerhalb kürzester Zeit können sich neue effiziente Produkte und Lösungen durchsetzen und alte ineffiziente Lösungen verdrängen. Die schnelle Reduktion des Standby-Energieverbrauchs oder die Halbierung des Stromverbrauchs bei Fernsehern trotz immer größer werdender Bildschirme sind nur zwei Beispiele hierfür.

Die schnellen Technologiewechsel führen aber auch dazu, dass die Geräte meist nur kurz genutzt werden. Lösungen, den Ressourcenbedarf über den gesamten Lebenszyklus der Geräte zu reduzieren, sind in Zukunft mehr und mehr gefragt. Allein auf die eigenen Anstrengungen der IT-Branche kann man sich dabei nicht verlassen.

  • Ein nationales GreenIT-Monitoring sollte den Energie- und Ressourcenverbrauch aufzeigen.
  • Es bedarf konkreter und messbarer Ziele zur Reduktion der Umweltbelastungen von Computern und Internet.
  • Die Forschungen zu Rebound-Effekten und ihrer Vermeidung müssen verstärkt werden.
  • Es braucht mehr Initiativen zur Senkung der Umweltauswirkungen wie etwa Klimaneutrale Rechenzentren oder eine Initiative zur Verminderung von CO2-Ausstoß bei Geschäftsreisen.
  • Umweltbelastungen durch Kommunikationstechnik müssten transparent gemacht und Ziele zur Verringerung vorgegeben werden.

Dabei ist ein aktiver Staat gefragt. Und aufgrund seiner starken technologischen Position ist Deutschland in der Lage, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und Impulse für die europäische Politik zu geben