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Bernie Sanders in New Hampshire, USA

Der haushohe Erfolg der Außenseiterkandidaten Donald Trump und Bernie Sanders bei den Vorwahlen in New Hampshire setzt die etablierten Kandidat/innen weiter unter Druck.

„Live Free or Die“, in Freiheit leben oder sterben, ist der berühmte Slogan des US-Bundesstaates New Hampshire. Dort schlägt das revolutionäre, aufbegehrende Herz der USA. Es ist kein Wunder, dass gerade dort die rebellischsten Kandidaten Donald Trump und Bernie Sanders die gestrigen Vorwahlen gewonnen haben. Dass sie aber beide mit etwa 20 Prozent Vorsprung gewinnen würden hat die meisten überrascht und ist ein Signal, das über New Hampshire hinaus weist. Die etablierten Kandidat/innen auf beiden Seiten stehen nun zunehmend unter Druck.

New Hampshire ist seit fast 100 Jahren „First in the Nation“. Dort finden seit 1920, nach den Iowa Caucuses, die ersten Vorwahlen statt, was sogar in der Verfassung des Bundesstaates festgeschrieben ist. Dementsprechend intensiv wird der Wahlkampf dort geführt. Daher hat New Hampshire großes symbolisches Gewicht. Viele spätere Präsidentschaftskandidaten, wie seinerzeit Bill Clinton 1992, haben durch einen Sieg in New Hampshire ihren Kampagnen erst richtig Schubkraft verliehen.

Bernie Sanders mobilisiert

Dies gilt nun zum einen für Bernie Sanders. Er hat es nicht nur vermocht, junge Wähler/innen zu überzeugen und in hohem Maße zu mobilisieren wie bereits in Iowa. Er hat auch die Mehrheit bei Wählergruppen geholt, welche Hillary Clinton auf ihrer Seite wähnte, wie politisch Moderate und weibliche Wählerinnen. Bei Umfragen wird in den USA unter anderem gefragt, welche Eigenschaft eines/r Kandidat/in am Wichtigsten ist. Sanders führte in New Hampshire deutlich sowohl bei der Gruppe, denen Ehrlichkeit und Authentizität am Wichtigsten ist, als auch bei derjenigen, denen es am Wichtigsten ist, dass der/die Kandidat/in ihre persönlichen Sorgen und Ansichten vertritt. Hillary Clinton wird gerade in diesen beiden Fragen ihm gegenüber aufholen und ihre Kampagne entsprechend anpassen müssen.

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Von Clintons Seite wird darauf verwiesen, dass New Hampshire nicht repräsentativ ist für den Rest der Vereinigten Staaten. Die Bevölkerung dort ist weniger divers, weniger religiös und weniger städtisch als der US-Durchschnitt. Auch die Anzahl der Delegierten, welche die Kandidaten dort durch die Vorwahl gewinnen können ist gering. Entscheidender sind die kommenden Vorwahlen, vor allem Anfang März am sogenannten „Super Tuesday“. In den derzeitigen Umfragen führt Hillary Clinton noch vor Sanders in den anstehenden Vorwahlen in Nevada und South Carolina, auch aufgrund ihres stärkeren Rückhalts bei Minderheiten. Aber sie steht dort nun unter Druck, und eine weitere Niederlage in einem dieser Staaten könnte ihr ernsthaft gefährlich werden.

Teile und Herrsche

Der größte Gewinner der gestrigen Vorwahl ist Donald Trump, und das in doppelter Hinsicht. Nach seinem vergleichsweise schlechten Abschneiden in Iowa hatten viele daran gezweifelt, ob er in der Lage ist, seine zahlreichen Unterstützer/innen auch tatsächlich zur Wahlurne zu bringen. Das hat er deutlich bewiesen und ein besseres Ergebnis erzielt, als alle Umfragen vorhersagten.

Vor allem aber hat er indirekt gewBild entfernt.onnen aufgrund des Abschneidens der Kandidaten hinter ihm. Noch vor einer Woche schien es so, als ob Marco Rubio sich als klarer Favorit der moderaten Republikaner etablieren könnte. Damit hätte Rubio den Außenseitern Trump und Ted Cruz ernsthaft gefährlich werden können. Stattdessen haben die moderaten Kandidaten ihre Zeit und ihr Geld seither damit verbracht, sich gegenseitig zu attackieren und Rubio zu schwächen. Entsprechend schlecht hat er abgeschnitten. Damit bleiben wohl zumindest John Kasich, Jeb Bush und Marco Rubio noch längere Zeit im Rennen, und können weiter daran arbeiten, sich gegenseitig Stimmen wegzunehmen. Nach dem Motto „Teile und Herrsche“ kann Donald Trump sich das in Ruhe anschauen und entspannt den nächsten Vorwahlen entgegen blicken.