Izolyatsia in Exile - Culture & Conflict

Teaser Bild Untertitel
Ausstellung "Izolyatsia in Exile - Culture & Conflict" in der Heinrich-Böll-Stiftung

Im Juni 2014 musste die ukrainische Kulturstiftung "Izolyatsia" ihre ursprünglichen Heimstatt in der alten Donezker Dämmstofffabrik verlassen. In seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung "Izolyatsia in Exile - Culture & Conflict" dankt Ralf Fücks den Künstlerinnen und Künstlern für die Fortführung ihrer Arbeit.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

es ist mir eine große Freude, Sie heute Abend zur Eröffnung der Ausstellung "Izolyatsia in Exile - Culture & Conflict" willkommen zu heißen.

Ganz besonders begrüße ich die aus der Ukraine angereisten Gäste, allen voran die Gründerin der Kulturstiftung "Izolyatsia", Lubov Michailova, den Künstler Sergey Zakharov - dessen Kartenhaus-Installation Sie hier bereits vor sich sehen - und ihr Team.

Herzlich Willkommen in der Heinrich-Böll-Stiftung!

Uns bewegt es sehr, was in den letzten zwei Jahren in der Ukraine geschehen ist, von den Bürgerprotesten auf dem Maidan bis zur militärischen Intervention Russlands. Der Kreml hat mit der Annexion der Krim und dem hybriden Krieg im Donbas nicht nur die Ukraine getroffen, sondern die Sicherheitsordnung für ganz Europa ins Wanken gebracht.

Was in der Ukraine geschieht, ist auch unsere Sache. Das Land braucht unsere Solidarität: 9.000 Tote und 1,5 Millionen interne Flüchtlinge sind eine humanitäre Katastrophe. Die wirtschaftliche Lage ist desolat, der Staatsapparat immer noch ineffizient und in weiten Teilen korrupt. Umso mehr bewundern wir den Widerstandsgeist und das hohe Maß an zivilgesellschaftlicher Initiative, das die Ukraine auszeichnet.

Unsere Stiftung versucht nach Kräften, das Land in seinem schwierigen Transformationsprozess zu unterstützen. Wir fördern Räume für Dialog und Debatte, unterstützen das zivile Engagement und werben um Verständnis in Deutschland und der EU.

Künstlerische Interventionen sind dafür sehr willkommen - sie ermöglichen andere Wahrnehmungen und eröffnen andere Zugänge. Ich freue mich daher sehr, dass die Kulturstiftung "Izolyatsia" mit ihrer Ausstellung an uns herangetreten ist. Sie ist ein wichtiger Beitrag, um die Lage in der Ostukraine besser zu verstehen.

In den nächsten Wochen wird der künftige Status des Donbas wieder verstärkt in die politische Öffentlichkeit rücken. Obwohl der Waffenstillstand immer wieder durchbrochen wird, russische Militärberater, Milizionäre und Waffensysteme weiterhin im Einsatz sind und die OSZE an der Inspektion der Separatistenrepubliken gehindert wird, wächst der internationale Druck auf die Ukraine, den besetzten Gebieten einen verfassungsmäßigen Sonderstatus einzuräumen.

Ob ein solches Zugeständnis die Sicherheit der Ukraine erhöht und die Lage stabilisiert, ist höchst ungewiss. Ebenso zweifelhaft ist, ob Russland und die Separatisten ihren Teil der Minsker Vereinbarungen umsetzen werden, wenn Kiew in Vorleistung geht. Freie und faire Wahlen in Donezk und Luhansk sind so unwahrscheinlich wie die Rückkehr der Grenzkontrolle zu Russland in der Hand der Ukraine.

Die Schwierigkeit dieser Lage für die Ukraine scheint großen Teilen der deutschen Öffentlichkeit nicht bewusst. Die Ausstellung kann hoffentlich zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit diesen Fragen beitragen.

Die Beschlagnahmung der alten Donezker Dämmstofffabrik, der ursprünglichen Heimstatt der Kulturstiftung, durch die Separatisten im Juni 2014 war ein schwerer Schlag für "Izolyatsia". Die Mitarbeiter/innen haben sich davon nicht unterkriegen lassen. Sie setzen ihre Arbeit trotz aller Schwierigkeiten fort - in Kiew, aber auch im Osten des Landes, wo insbesondere in Mariupol ein Schwerpunkt ihrer Aktivitäten liegt.

Dafür möchte ich Ihnen sehr danken und meinen großen Respekt aussprechen. Ich freue mich auf weitere Zusammenarbeit und übergebe nun das Wort an Lubov Michailova.

Ihnen allen wünsche ich einen anregenden Abend, interessante Eindrücke und gute Gespräche.