Nadeem Zentrum

Kurzporträt

Seit über 20 Jahren bietet das Nadeem Zentrum in Kairo Opfern von Folter und Gewalt Unterstützung an. Gegründet von vier Ärztinnen, wurde es mit seinen Behandlungsräumen schnell zu einer Institution unter den ägyptischen Menschenrechtsorganisationen. Die Heinrich-Böll-Stiftung kooperierte jahrelang mit dem Zentrum bei der Unterstützung von Opfern sexueller Gewalt.

NADEEM Zentrum
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Das Team des NADEEM Zentrums

Das NADEEM-Behandlungszentrum für Opfer von Gewalt und Folter wurde 1993 in Kairo von drei Psychiaterinnen gegründet. Aida Seif al-Dawla, eine der Gründerinnen, berichtete, dass die Folter von Freundinnen und Freunden der Auslöser für den Aufbau der Organisation war.

NADEEM bietet Gewaltopfern psychologische Unterstützung an. Betroffene und ihre Angehörigen werden außerdem unterstützt, falls sie sich entscheiden vor Gericht zu gehen. Darüber hinaus sind die Dokumentation und regelmäßige Publikationen über Gewaltverbrechen in Ägypten ein wichtiger Bestandteil der Aktivitäten der Organisation. Der Anfang 2017 veröffentlichte Jahresbericht listet 535 Einzelfälle von Folter, sowie 307 Berichte von Gruppenmisshandlungen auf. Es wird davon ausgegangen, dass von den 123 Menschen, die in dem Jahr in Haft starben, 21 durch Folter getötet wurden.

Über die Verbreitung von Folter in Ägypten schreibt Aida Seif al-Dawla:

„Wir lernten, dass die Landkarte der Folter die Landkarte des gesamten Landes ist“ (Quelle: www.amnesty.de).

NADEEM unterstützt ebenfalls Frauen und Mädchen, die geschlechtsspezifische Gewalt erlitten haben und setzt sich dafür ein, dass Täter strafrechtlich verfolgt werden.

In seiner 25-jährigen Geschichte war NADEEM immer wieder staatlichen Repressionen ausgesetzt. Die Behörden durchsuchten die Büroräume, konfiszierten Dokumente und drohten wiederholt die Schließung der Organisation an. Schließlich wurde im Februar 2017 die Klinik von NADEEM auf behördliche Anordnung hin geschlossen. Die Behandlung von Gewaltopfern ist dadurch erschwert, wird aber fortgeführt.

Aida Seif al-Dawla stellt fest, dass sich die Situation mit der Machtübernahme von Abdel Fatah al-Sisi verschlimmert hat:

„Eine so willkürliche, brutale und barbarische Folter wie wir sie durch die verschiedenen Sicherheitsbehörden seit 2013 erleben, gab es seit 1993 nicht mehr“. (Quelle: www.amnesty.de)

Die deutsche Sektion von Amnesty International hat NADEEM in diesem Jahr mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Die Verleihung des Preises findet am 16. April 2018 in Berlin statt. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Aida Seif al-Dawla dazu anreisen kann, da gegen sie – wie auch gegen ihre Kollegin Suzan Fayad - ein Ausreiseverbot verhängt wurde.

 

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