Eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE)

Lesedauer: 4 Minuten

Studie zur europäischen Energie- und Klimapolitik

5. Juni 2008


Heinrich-Böll-Stiftung, Karoline Hutter, Pressesprecherin
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Die vollständige Deckung des europäischen Strombedarfs durch erneuerbare Energien ist möglich. Doch es braucht neue Instrumente und Strategien, um das vielfältige Potenzial Europas an erneuerbaren Energien optimal zu nutzen. Eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE) könnte Europas Abhängigkeit von fossilen und nuklearen Energieträgern beenden und die europäische Integration stärken.

Zu diesem Ergebnis kommt die im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung von der ehemaligen EU-Kommissarin Michaele Schreyer und dem Energieexperten Lutz Mez (Freie Universität Berlin) verfasste Machbarkeitsstudie zur europäischen Energie- und Klimapolitik.

Bei der Vorstellung der Studie am heutigen Donnerstag in Berlin sagte Stiftungsvorstand Ralf Fücks: "Fünfzig Jahre nach ihrer Gründung muss sich die Europäische Union ein neues ehrgeiziges Ziel setzen: weltweit zum Vorreiter für eine umweltverträgliche Energieversorgung zu werden und damit ihre industrielle Basis zu erneuern. Eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE) könnte nach der Schaffung des gemeinsamen Binnenmarkts und der gemeinsamen Währung zu einem neuen großen Integrationsprojekt für Europa werden."

Reinhard Bütikofer, Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, sagte: "Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um ein zentrales europapolitisches Projekt auch mit Blick auf die Europawahlen 2009. ERENE steht für die Idee, dass eine der ökonomisch führenden Regionen dieser Welt den Sprung von einer veralteten Energiepolitik, die im wesentlichen auf fossile Energieträger und Atomkraft setzt, hin zu einer modernen, nachhaltigen Energie- und Klimapolitik realisiert. ERENE könnte eine Schlüsselrolle
beim Klimaschutz spielen und Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der EU erhöhen - indem sie den Ausstieg aus der Abhängigkeit von Kohle, Öl, Gas und Uran einleitet."

Die Autorin der Studie, Michaele Schreyer, unterstrich: "Diese Studie versteht sich nicht als Alternative zu den gesetzlichen Vorschlägen der Europäischen Kommission vom Januar 2008. Erst recht wäre sie missverstanden, wenn daraus nur die Forderung abgeleitet würde, auf den in diesem Gesetzpaket angestrebten Anteil an erneuerbaren Energien von 20% ein paar Prozentpunkte draufzusatteln. Diese Studie geht in ihrer Perspektive weit darüber hinaus und soll die Realisierbarkeit der längerfristigen
Vision aufzeigen, den europäischen Energieverbrauch im Stromsektor vollständig aus erneuerbaren Energiequellen zu decken." 

Nach Ansicht der Autoren Michaele Schreyer und Lutz Mez übertrifft das Potenzial an erneuerbaren Energien in der EU bei weitem die derzeitige Nutzung. Europa verfüge aufgrund seiner geologischen, klimatischen und hydrologischen Gegebenheiten über alle Formen erneuerbarer Energiequellen, so die Autoren, wenn auch regional sehr unterschiedlich verteilt. Bislang werde aber nur von einem Zehntel des verfügbaren Potenzials u. a. an Windenergie, Wasserkraft, Solarthermie, Photovoltaik für die
Stromerzeugung Gebrauch gemacht, was auch am mangelnden gemeinschaftlichen Handeln der Mitgliedsstaaten liege. 

Das Projekt einer Europäischen Gemeinschaft für Erneuerbare Energien (ERENE) will die Kräfte und Ressourcen innerhalb der EU bündeln und so die Erschließung und Nutzung erneuerbarer Energien optimieren. Langfristiges Ziel: Die vollständige Deckung des europäischen Strombedarfs durch erneuerbare Energien und der Ausstieg aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Atomstrom. Vorrangige Aufgaben der geplanten Gemeinschaft: der Aufbau eines europäischen Stromverbundnetzes, die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes für erneuerbare Energien, die Förderung von Forschung und Entwicklung.


Die Studie steht als download unter Publikationen zur Verfügung und kann postalisch über die Heinrich-Böll-Stiftung bezogen werden:
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Schriften zu Europa - Band 3: ERENE
Eine Europäische Gemeinschaft für Erneuerbare Energien
Eine Machbarkeitsstudie von Michaele Schreyer und Lutz Mez
Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung
Berlin, Mai 2008, 96 Seiten
ISBN 978-3-927760-83-7