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Mythos Atomkraft

Lesedauer: 2 Minuten

Über die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken

19. März 2008
Dossier MYTHOS ATOMKRAFT
Von Felix Chr. Matthes (mit Beate Kallenbach-Herbert)

Die vollständige Studie (32 S., 8,5 MB, PDF) kann auf der Dossier Seite herunter geladen werden.
  
Aus dem Vorwort:

Wie die Zeit vergeht: Kaum dass die Mehrheiten im Parlament gewechselt haben, bereiten die großen Stromkonzerne schon den „Ausstieg aus dem Ausstieg“ vor. Sie machen kräftig Druck, um in einem ersten Schritt innerhalb der geltenden Gesetze Reststrommengen von jüngeren Reaktoren auf die alten, in den kommenden Jahren zur Abschaltung vorgesehenen Anlagen zu übertragen. Wenn sie damit erfolgreich sind, wird es bei diesem ersten Schritt nicht bleiben. Durch diesen scheinbar nur buchungstechnischen Aufschub wird der dann anstehende Rückgang der nuklearen Kraftwerkskapazität in den Jahren 2010-20 so massiv sein, dass spätestens dann der im Atomgesetz festgeschriebene Ausstieg gekippt werden kann. So durchsichtig dieses Kalkül ist, so notwendig ist es doch, die für eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke angeführten Argumente ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.

Felix Chr. Matthes, Energieexperte am Öko-Institut, setzt sich im vorliegenden Papier – mit Unterstützung seiner Kollegin Beate Kallenbach-Herbert – eingehend mit diesen Argumenten auseinander. Er macht deutlich, auf wie dünnen Beinen diese Begründungen stehen. Schwerer wiegen da schon die bei den Betreibern (und nur bei diesen) durch eine Laufzeitverlängerung anfallenden Zusatzgewinne in Höhe von ca. 300 Millionen EUR pro Jahr und Atomkraftwerk.

Erhellend ist schließlich auch die Auseinandersetzung mit der massiven Konzentration auf dem deutschen Strommarkt sowie die Darstellung der Chancen, die der Atomausstieg für neue Wettbewerber auf diesem Markt bietet. Allerdings sind diese Chancen stark von verlässlichen Rahmenbedingungen abhängig, die jetzt in Frage gestellt werden.Was unter Gemeinwohlargumenten von den vier großen Betreibern vorgetragen wird, erweist sich letztlich als ein recht durchsichtiges Manöver zur Festigung der eigenen Marktmacht und ein Ausweichen vor dem Notwendigen: dem raschen Vorantreiben einer klimafreundlichen, risikominimierenden Stromversorgung. Die begonnene Energiewende steht zwanzig Jahre nach Tschernobyl dringlicher denn je auf der Tagesordnung. Auch wenn „Retro“ gerade Kult ist – es führt kein Weg zurück in die siebziger Jahre!

Berlin, im März 2006
Ralf Fücks,Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Jörg Haas, Referent für ökologische Politik

Ralf Fücks ist Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung

Er publiziert in großen deutschen Tages- und Wochenzeitungen, in internationalen politischen Zeitschriften sowie im Internet zum Themenkreis Ökologie-Ökonomie, Politische Strategie, Europa und Internationale Politik.