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Die Lateinamerika-Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung

Lesedauer: 2 Minuten

17. Januar 2008

Lateinamerika ist in Bewegung geraten. Der Wahlmarathon 2006 und 2007 hat verdeutlicht, dass die Bevölkerung vieler Länder eine Politik, die die brennenden sozialen Fragen vernachlässigt, nicht länger akzeptiert. Über den ganzen Kontinent hinweg zeichnet sich eine politische Neuorientierung ab, die die Soziale Frage wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Ursache dieses an den Wahlurnen entschiedenen Richtungswechsels ist das eklatante Versagen der etablierten politischen Kräfte Lateinamerikas im Kampf gegen die seit Jahrzehnten fortschreitende Verarmung breiter Bevölkerungskreise. Vor allem die zunehmende Gleichgültigkeit der politischen und gesellschaftlichen Eliten gegenüber den extremen Einkommensdifferenzen hat die Distanz zwischen ihnen und der Masse der Bevölkerung vergrößert.

Freihandelszone oder Mercosur?

Die politischen Veränderungen wirken sich auch auf die regionalen Integrationsprojekte aus. Das insbesondere von den USA initiierte Vorhaben eines gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens ist vorläufig gescheitert. Stattdessen haben lateinamerikanische Integrationsprojekte neue Dynamiken erfahren, wie z.B. der Mercosur, dem neben Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay inzwischen auch Venezuela als Vollmitglied angehört.

Bei diesen regionalen Integrationsprojekten stehen nicht nur Interessen an Absatzmärkten im Zentrum der Überlegungen, sondern insbesondere strategische Energie- und Rohstofffragen. Zahlreiche neue Infrastruktur-Megaprojekte werden geplant, von Großstaudämmen, Atomkraftwerken, bis hin zu einer Gaspipeline von Venezuela bis Argentinien. Eine zukunftsorientierte, auf nachhaltige Technologien setzende und damit Unabhängigkeit fördernde Energiepolitik ist hingegen kaum zu erkennen.

Nachhaltige Entwicklung

Besonders zivilgesellschaftliche Kräfte thematisieren angesichts dieser Entwicklungen die Notwendigkeit einer neuen, an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichteten Politik. Zudem wird die Umsetzung der Menschenrechte, inklusive der wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und Umweltrechte konsequent und kontinuierlich in die politischen Debatten gebracht; auch die Auseinandersetzungen um die Zukunft der Gemeinschaftsgüter wird immer intensiver geführt.

In dieser aktuellen politischen Situation engagiert sich die Heinrich-Böll-Stiftung besonders in den Themenfeldern ökologische Nachhaltigkeit, Biopolitik, Demokratieförderung, Gendergerechtigkeit und Umsetzung der Menschenrechte. Zentrales Instrument ist die Förderung des politischen Dialogs.

Umgesetzt wird die Arbeit vor Ort von den Regionalbüros der Stiftung in Mexiko, mit einem Zweigbüro in El Salvador und in Brasilien. Eines weiteres Büro in Chile wird 2008 eröffnet.