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Geschlechterpolitik macht einen Unterschied

Zur Zukunft von feministischer und geschlechterdemokratischer Politik in der Heinrich-Böll-Stiftung

18. Oktober 2007
Von Barbara Unmüßig

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Von Barbara Unmüßig, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung

Das vollständige Grundsatzpapier zum herunterladen:


Einleitung

Geschlechterpolitik und feministische Analysen und Strategien haben in der Heinrich Böll Stiftung einen festen Platz und einen zentralen Stellenwert in der Aus- und Inlandsarbeit, in der Studienförderung und der gesamten Organisationsentwicklung.

Geschlechterpolitik ist eines ihrer wichtigsten politischen Markenzeichen. In der Organisationsentwicklung ist die Stiftung Vorreiterin und Vorbild für viele andere Organisationen geworden.

"…[auf die Gemeinschaftsaufgabe Geschlechterdemokratie in der Heinrich Böll Stiftung] sind wir stolz, denn diese Strukturen dürften kaum in einer anderen gemischten Organisation zu finden sein. Aber für uns gibt es keinen Grund, den weiteren Prozess der Stiftungsentwicklung sich selbst zu überlassen."

Diese Aussage von Gunda Werner – eine Vordenkerin für das Leitbild Geschlechterdemokratie in der Heinrich Böll Stiftung - aus dem Jahr 1999 ist das Motto eines gründlichen Nachdenkens über unsere Strategien und politischen Schwerpunkte der Geschlechterpolitik sowie über deren institutionelle Verankerung in der Heinrich Böll Stiftung.

Es ist fester Teil unserer politischen Kultur auszuloten, ob unsere geschlechterpolitische Orientierung angesichts neuer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen auf dem richtigen Weg ist.  Beeinflussen wir den geschlechterpolitischen Diskurs? Sind wir als politische Stiftung in der Lage geschlechterpolitische Impulse für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu geben – weltweit?   Und schließlich: Wie realisieren wir unser Leitbild Geschlechterdemokratie in der eigenen Organisation, in der Unternehmenskultur?

Zur Beantwortung dieser Fragen haben wir uns vor allem im letzten Jahr uns auf den Weg gemacht, viele Diskussionen geführt und einige wichtige Veränderungen vorgenommen: Wir haben die beiden bislang getrennt arbeitenden Einheiten „Stabsstelle Geschlechterdemokratie“ und das „Feministische Institut“ werden zu einer gemeinsamen Organisations- und Arbeitseinheit zusammengefasst. Damit wollen wir politisch noch schlagkräftiger werden. Das Spannungsverhältnis zwischen Feminismus und Geschlechterdemokratie wollen wir gemeinsam produktiv bearbeiten. Das neu gegründete Gunda Werner Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie“ (GWI) will für die politische Bildungsarbeit im Inland in einigen ausgewählten Schwerpunktthemen zeigen, dass es einen großen Unterschied macht, politische Themen aus einer geschlechterpolitischen Perspektive zu betrachten und Impulse für politisches Handeln zu geben.

Gleichzeitig hat die Heinrich Böll Stiftung in mehreren Schritten ihre Gleichstellungs-, Gleichberechtigungs – und Frauenförderpolitik in der Auslandsarbeit einer umfassenden Bestandsaufnahme unterzogen und auf einem Strategieworkshop der Auslandabteilung neue thematische Weichen für die Zukunft gestellt.

Mit diesem Grundsatzpapier wollen wir uns erstens mit den geschlechterpolitischen Herausforderungen der Zukunft für die In- und Auslandsarbeit auseinandersetzen und unser Selbstverständnis bzw. unser Leitbild Geschlechterdemokratie erneuern. Zweitens wollen wir unsere programmatische Ausrichtung klarer fassen, Ziele und Aufgaben definieren und uns auf Begriffe und Instrumente geschlechterdemokratischer Politik verständigen.

Der Vorstand hat „Programmatische Leitlinien“ verabschiedet und Geschlechterpolitik sowohl als Gemeinschaftsaufgabe als auch als eigenständige Thematik definiert. Dies gilt es in der In- und Auslandsarbeit, in der Studienförderung und der Organisationsentwicklung mit konkreter Programmatik und entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen zu unterfüttern.

Das vorliegende Grundsatzpapier ist wie kein anderes strategisches Papier der Heinrich Böll Stiftung in den verschiedenen Entwurfsstadien mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nahezu aller Abteilungen der Stiftung sowie mit den ehrenamtlichen Gremien der Stiftung (Aufsichtsrat, Frauenrat, Mitgliederversammlung, Fachbeirat Nord Süd und FB Studienwerk sowie dem  Forum Männer) intensiv diskutiert worden. Die meisten, wenn auch nicht alle der vielen Anregungen und Ergänzungen wurden in diese Schlussfassung des Grundsatzpapiers zur Zukunft feministischer und geschlechterdemokratischer Politik in der Heinrich Böll Stiftung aufgenommen. An alle geht ein herzliches Dankeschön!