Wie erinnern wir? Mit Manuela Bauche & Mirjam Zadoff.
Wie können Allianzen zwischen Opfergruppen historischer Gewalterfahrungen entstehen? Und welche Rolle spielt Erinnerung dabei, Empathie und Zusammenhalt in einer pluralen Gesellschaft zu fördern?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der finalen Folge der ersten Staffel unseres Podcasts »Wir erinnern«. Wir sprechen über die Vielfalt kollektiver Erinnerungen in Deutschland, ihre Wechselwirkungen und die enge Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dafür betrachten wir die Arbeit zweier Institutionen, die exemplarisch für die Verschränkung unterschiedlicher Erinnerungstraditionen stehen: das NS-Dokumentationszentrum München und den Erinnerungsort Ihnestraße an der Freien Universität Berlin. Das NS-Dokumentationszentrum München versteht sich nicht nur als Ort der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte, sondern auch als Raum für die Erinnerung an rechte Gewalt bis in die Gegenwart. Der Erinnerungsort Ihnestraße, entstanden am historischen Standort des einstigen Instituts für Anthropologie und Eugenik, zeigt die Kontinuitäten rassistischen Denkens zwischen der Weimarer Republik und der NS-Zeit auf. Er verdeutlicht, wie eng die Mechanismen der Entmenschlichung kolonialer und nationalsozialistischer Prägung miteinander verflochten sind. Im Gespräch diskutieren wir über zentrale Begriffe – Pluralisierung der Erinnerung, multidirektionales Erinnern, Empathie, Allianzen, Inklusion – und reflektieren, welche davon für die Arbeit der beiden Institutionen besonders relevant sind. Zum Abschluss der Episode blicken wir zurück auf die zahlreichen Visionen und Wünsche für die deutsche Erinnerungskultur, die in den bisherigen Folgen thematisiert wurden. Welche Perspektiven sind entscheidend für eine plurale Erinnerungsgemeinschaft der Zukunft?
Unsere Gästinnen:
- Mirjam Zadoff, Historikerin und Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München
- Manuela Bauche, Historikerin und Leiterin des Erinnerungsortes Ihnestraße
Die Hosts:
- Clara Frysztacka, Historikerin und Referentin für Zeitgeschichte der Heinrich-Böll-Stiftung
- Łukasz Tomaszewski, Journalist und Podcaster
Die Reihe »Wir erinnern…«:
Was beschäftigt die plurale Gesellschaft Deutschlands? Mit 20 Gäst*innen wollen wir in den Dialog treten, ihre Narrative, Formate und Praktiken der Erinnerung besprechen und in Beziehung setzen. Dafür besuchen uns in jeder Episode 2 Expert*innen zur Erinnerung an bspw. die SED-Diktatur, den Kolonialismus oder rechten Terror. Mit ihnen diskutieren wir die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Erinnerungskultur in Deutschland - und lassen sie auch persönlich werden.
Alle Folgen von »Wir erinnern…«: https://www.boell.de/de/podcasts/wir-erinnern Wenn euch dieser Podcast gefällt, helft uns, unsere Reichweite zu erhöhen. Empfehlt uns gerne weiter oder unterstützt uns mit einer Bewertung oder einem Abo auf der Podcast-Plattform eurer Wahl.
Fragen oder Feedback zur Sendung gern an zeitgeschichte[at]boell.de.
Kapitelmarker:
(03:24) Persönlicher Zugang und Mitbringsel von Mirjam Zadoff (09:58) Persönlicher Zugang und Mitbringsel von Manuela Bauche (17:07) Begriffe (27:57) NS-Dokumentationszentrum München und „Gewalt und Gedächtnis“ (41:37) Erinnerungsort Ihnestraße (46:28) Visionen für die Erinnerungskultur
Links:
NS-Dokumentationszentrum München
Erinnerungsort Ihnestraße FU Berlin
Mirjam Zadoff, »Gewalt und Gedächtnis. Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert«
Mirjam Zadoff, "Warum wir eine solidarische Erinnerungskultur brauchen"
Michael Rothberg, »Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung«
Referat Zeitgeschichte der Heinrich-Böll-Stiftung
Schwerpunkt »Erinnern heute: Erinnerung im Wandel« der Heinrich-Böll-Stiftung
Bildcredits: CC-BY-SA Isabel Peterhans
Was beschäftigt die plurale Gesellschaft Deutschlands? Mit 20 Gäst*innen wollen wir in den Dialog treten, ihre Narrative, Formate und Praktiken der Erinnerung besprechen und in Beziehung setzen. Dafür besuchen uns in jeder Episode 2 Expert*innen zur Erinnerung an bspw. die SED-Diktatur, den Kolonialismus oder rechten Terror. Mit ihnen diskutieren wir die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Erinnerungskultur in Deutschland - und lassen sie auch persönlich werden.