Vor der UN-Klimakonferenz: Klimafinanzierung für Afrika mobilisieren

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18. November 2011
Dr. Antonie Katharina Nord, Jochen Luckscheiter und Kulthoum Omari

In jüngster Zeit hat sich die Klimafinanzierung in den globalen Debatten zum Klimawandel zum Gegenstand lebhaften Interesses entwickelt. Auch auf der diesjährigen 17. Konferenz der Vertragsstaaten (COP) des UN Klimarahmenabkommens im südafrikanischen Durban wird die Klimafinanzierung aller Voraussicht nach eine prominente Rolle spielen. Dabei verbinden wir mit der Tatsache, dass dies die »afrikanische COP« ist, die Hoffnung, dass in Durban die afrikanische Sicht auf die Klimafinanzierung die Aufmerksamkeit findet, die sie verdient.

Während Afrika am wenigsten zu den historischen Treibhausgasemissionen beigetragen hat, droht es am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Der Klimawandel wird sich auf weite Teile des Kontinents auswirken, einen drastischen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität verursachen und die Bewohner des Kontinents werden verstärkt von Wasserknappheit, Dürren, Überschwemmungen und lokalen Ausbrüchen vektorübertragener Krankheiten leiden. Die Suche nach Antworten auf den Klimawandel ist also eine drängende Aufgabe und Afrika wird erhebliche finanzielle Mittel benötigen, um sich an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels anpassen zu können.

Allerdings sind die gegenwärtigen Finanzierungsmodelle nicht auf die Klimawandelprioritäten des Kontinents abgestimmt. Derzeit fließen rund 80 Prozent der Klimafinanzierung in Aktivitäten zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen; Maßnahmen zur Klimaanpassung, die für Afrika Priorität haben, sind dagegen massiv unterfinanziert. Dazu kommt, dass auf Afrika nicht einmal zwei Prozent der weltweit im Rahmen des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung umgesetzten CDM-Projekte entfallen – Zahlen, die eindeutig die gegenwärtige Schieflage belegen und drängende Fragen nach dem Zugang Afrikas zur globalen Klimafinanzierung aufwerfen.

Das bislang klarste Bekenntnis zur finanziellen Unterstützung der Entwicklungsländer im Umgang mit dem Klimawandel brachte der Klimagipfel von Kopenhagen im Dezember 2009, auf dem die Industrieländer vereinbarten, bis 2012 einen mit 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr ausgestatteten Klimafonds einzurichten und diesen bis 2020 auf 100 Millionen US-Dollar jährlich aufzustocken. Diese Verpflichtung wurde auf der COP 16 in Cancun konkretisiert, was sich in der Einrichtung des Green Climate Fund (GCF) niederschlug. Das 40-köpfige Übergangskomitee, dem auf der Vertragsstaatenkonferenz die Aufgabe zur Ausgestaltung des neuen Fonds übertragen wurde, trat im April 2011 zusammen und schloss seine Arbeit im Oktober 2011 ab. Allerdings endete der Prozess mit einem, wie das einer der Ko-Vorsitzenden des Komitees, der südafrikanische Minister Trevor Manuel, formulierte, »suboptimalen« Ergebnis. Mohamed Nasr, der Klimafinanzierungskoordinator der African Group of Negotiators, wurde mit den Worten zitiert, dass die Vorschläge »eher die entwickelten als die sich entwickelnden Länder begünstigen«. Am Ende konnten die Komitee-Mitglieder keinen Konsens über den Textentwurf herstellen und die endgültige Entscheidung über die Ausgestaltung des Fonds wurde bis zum UN-Klimagipfel in Durban verschoben.

Das Interesse Afrikas an den Diskussionen zur Klimafinanzierung reicht über den Green Climate Fund hinaus. Afrika fordert eine Klimafinanzierung, die vorhersagbar, nachhaltig und angemessen ist und zusätzlich zur Entwicklungshilfefinanzierung erfolgt, die der Kontinent gegenwärtig erhält. Auch wenn die Frage nach den Quellen und dem Umfang der Finanzierungsmittel nicht unter das Mandat des Übergangskomitees fallen, kommt ihnen eine zentrale Rolle bei der Diskussion um die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer zu. Die afrikanische Position, so wie sie von der African Group of Negotiators vertreten wird, lautet, dass der Großteil der Finanzierung aus öffentlichen und nicht aus privaten Quellen erfolgen sollte.

Afrikanische Frauen sind aktive Protagonisten des Wandels im Umgang mit den Folgen des Klimawandels auf dem Kontinent. Viele von ihnen sind nach wie vor von der politischen Partizipation und den Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, die sich unmittelbar auf ihr Wohlergehen und das ihrer Familien auswirken. Dennoch haben bislang nur wenige Länder in Afrika die Gender-Dimension auf systematische Weise in die Klimapolitik und insbesondere die Klimafinanzierung integriert. Dabei bietet nach Ansicht der Gender und Klimawandelexpertin Liane Schalatek »das Engendering der Klimafinanzierung den afrikanischen Ländern die Chance, für mehr Gerechtigkeit, Effektivität und Effizienz zu sorgen«.

Es ist unsere Hoffnung, dass wir, indem wir uns intensiver mit den Fragen beschäftigen, die sich auf den Zugang Afrikas zur Klimafinanzierung auswirken, »Win-Win«-Finanzierungslösungen entwickeln werden, die die Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel reduzieren und zur umfassenden ökonomischen Entwicklung des Kontinents beitragen. 


Vor der UN-Klimakonferenz: Klimafinanzierung für Afrika mobilisieren
   
Herausgeber/in Dr. Antonie Katharina Nord, Jochen Luckscheiter und Kulthoum Omari
Erscheinungsort
Erscheinungsdatum 18. 2011
Seiten 24
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