Interview-Reihe

Earth Overshoot Day 2022: Eine feministische Perspektive

Wege hin zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt

Der Overshoot-Day, der Tag, an dem Deutschland pro Person so viel Ressourcen verbraucht hat, wie die Natur innerhalb eines Jahres regenerieren kann, fiel dieses Jahr auf den 4. Mai 2022. Für die USA fand er bereits im März dieses Jahres statt. Im Gegensatz dazu wird eine Person in Indonesien oder Jamaika diesen Meilenstein der Nicht-Nachhaltigkeit erst im Dezember erreichen. Angesichts dieser enormen Ungleichheiten und Unterschiede in Bezug auf weltweiten Konsum, den Zugang zu und Umgang mit natürlichen Ressourcen (wobei diejenigen, die sie am meisten schützen, oft am wenigsten davon verbrauchen, wie z. B. indigene Völker) wird der Overshoot-Tag für die gesamte Welt auf den 28. Juli 2022 festgesetzt. Wenn die Menschen auf der ganzen Welt so leben würden wie die Menschen in den USA und Europa, bräuchten wir viele Planeten. Aber wir haben nur einen.

Als Mütter, Erzieherinnen, Umweltschützerinnen, Sozial- und Gesundheitsarbeiterinnen, Grassroots-Aktivitstinnen oder Wissensträgerinnen stehen Frauen oft an vorderster Front sozialer und ökologischer Bewegungen; sie sind die „Arbeitsbienen“ vieler Nachhaltigkeitsbemühungen, oft unterbezahlt und nicht genug gewürdigt. In Entscheidungsfunktionen sind sie jedoch immer noch stark unterrepräsentiert. Dies spiegelt das patriarchalische System wider, das nach wie vor die globalen Nachhaltigkeitsdebatten beherrscht.

Anlässlich des Earth Overshoot Day 2022 veröffentlicht die Heinrich-Böll-Stiftung Washington, D.C., eine Reihe von Kurzinterviews mit weiblichen Changemakers aus unterschiedlichen Berufsfeldern. Damit geben wir ihnen ein Forum für ihre Ansichten zu notwendigen Veränderungen und zu möglichen Wegen für einen strukturellen, feministischen Wandel hin zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt. Die Interviews zeigen nicht nur feministische Perspektiven auf wirtschaftliche, politische, ökologische und soziale Veränderungen, sondern beleuchten auch Ansätze, wie wir in einer Zeit, in der sich viele von uns von der Fülle der globalen Herausforderungen überfordert fühlen, widerstandsfähig und körperlich und seelisch gesund bleiben.

Alle Bilder stammen von Molly Crabapple, einer feministischen Stimme und einflussreichen Künstlerin.

Anna Cavazzini

Anna Cavazzini ist seit 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments für die Grünen/EFA. In diesem Interview spricht sie darüber, wie echte Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Produktion gelingen können. 

Menschenrechte und Gleichstellung der Geschlechter sind der Schlüssel zu nachhaltiger Produktion .... Deshalb setze ich mich im Europäischen Parlament für eine Gesetzgebung zur Sorgfaltspflicht und für ein Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit ein.
Anna Cavazzini

Keya Chatterjee

Keya Chatterjee ist die Geschäftsführerin des US Climate Action Network (USCAN) und Autorin des Buches The Zero Footprint Baby: How to Save the Planet While Raising a Healthy Baby. In diesem Interview legt sie dar, wie man die Demokratie verteidigen und die Klimakrise bekämpfen kann.

Folge deiner Leidenschaft. Tu, was dir Freude macht. Finde einen Weg, deiner Gemeinschaft mit dieser Freude zu helfen. Wenn du künstlerisch begabt bist, zeichne Bilder für die Nachbar*innen. Musiziere für deine Mitmenschen, mache ihnen Limonade, bau Gemüse für sie an, wenn du gerne gärtnerst.
Keya Chatterjee

Hilda Flavia Nakabuye

Hilda Flavia Nakabuye ist eine Aktivistin für Klima-, Geschlechter- und Umweltrechte, Rednerin, Autorin und Gründerin von Fridays For Future - Uganda. In diesem Interview erklärt sie, dass Klimagerechtigkeit zwangsläufig soziale Gerechtigkeit bedeutet.

Mich inspiriert die Idee, unsere Gemeinsamkeiten anstatt unserer Unterschiede zu betonen. Im Kolonialismus stand im Vordergrund, was uns voneinander unterscheidet, das hat eindeutig nicht funktioniert. Wir müssen uns auf unsere Gemeinsamkeiten konzentrieren und sie annehmen. Wir brauchen Liebe, um die Welt zu heilen.
Hilda Flavia Nakabuye

Emilia Reyes

Emilia Reyes ist eine internationale Verfechterin der Frauenrechte und Expertin für geschlechtergerechte Policies und nachhaltige Entwicklung einschließlich Katastrophenrisikomanagement und dem Klimawandel. In diesem Interview weist sie auf die Notwendigkeit von Degrowth und auf die Probleme unseres globalen neoliberalen Systems hin.

Menschenrechte bieten eine Entscheidungsgrundlage, um den vielfältigen sich ausbreitenden Krisen zu begegnen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind. Menschenrechte sollten der Ausgangs- und Endpunkt sein, damit wir die richtigen Entscheidungen für das Wohlergehen der Menschen und die Gesundheit des Planeten treffen können.
Emilia Reyes

Tarcila Rivera Zea

Tarcila Rivera Zea von der Quechua-Chanka-Nation in Peru ist seit mehr als 40 Jahren eine wichtige indigene Aktivistin und anerkannte Verteidigerin der Rechte indigener Mädchen, Frauen, Jugendlicher und Völker. In diesem Interview gibt sie Ratschläge dazu, wie man jungen Menschen beibringt, Mutter Erde zu wertschätzen.

Wir müssen die Grundlagen von Bildung überdenken. Dabei müssen wir die Beiträge des Kollektivs und aller Lebewesen würdigen, die für unseren Lebensunterhalt sorgen. Eine Erziehung, die Würde und Respekt für andere stärkt, ist unverzichtbar geworden. Ideal wäre es, wenn wir Achtung für das Leben anderer Menschen und ihr Recht auf Selbstbestimmung sowie Wertschätzung für interkulturelles Zusammenleben und gegenseitigen Respekt vermitteln, um so Frieden und harmonische Beziehungen zu stiften.
Tarcila Rivera Zea