Ausgezeichnet: Kleine Videos, die sich von selbst verbreiten

Werbung für den guten Zweck: Falscher George Clooney macht mobil für fairen Kaffee. Foto: Viral Video Award

2. November 2011
Markus Reuter
George Clooney kommt aus einer Espressobar. Wir kennen diese Werbung. Tausend Mal gesehen. Doch auf einmal fällt ihm ein Klavier vor die Füße und das Schild des Cafés auf den Kopf. Unsere Aufmerksamkeit ist geweckt, das Erwartbare gebrochen. Eine Stimme aus dem Off kritisiert die Handelspraxis des Nestlé-Konzerns, die unfaire Bezahlung der Kaffeebauern und fordert uns zum Handeln auf. Eine schweizerische NGO nutzt die bekannte Kaffeewerbung, dreht sie um und gibt ihr eine neue Botschaft. So funktionieren virale Videos.

Virals werden diese meist kurzen Internetfilme im Fachjargon genannt. Typischerweise werden sie von Menschen freiwillig per Facebook, Twitter oder Mail an Freunde weitergeleitet werden und finden so eine große ansteckende Verbreitung. Nicht nur Marken haben diese Spielart der Werbung entdeckt, sondern zunehmend auch Nichtregierungsorganisationen. Sie setzen mit den Clips auf die Kraft ihrer Netzwerke und sparen sich bestenfalls teure Werbeplatzierungen.

Schon zum vierten Mal zeichnet das Berliner Kurzfilmfestival interfilm nun die besten Virals des Jahres mit dem „Viral Video Award“ aus. Aus 500 Einreichungen wurden die besten 21 Filme nominiert. Dabei sind alle Genres vertreten: von Werbeclips großer Firmen bis zu Spots von Nichtregierungsorganisationen. Produktwerbung für Staubsauger, Bier und Videogames konkurriert mit politischen Themen wie Klimaschutz, Menschenrechten, Ausbeutung und den Revolutionen in der arabischen Welt. Die Bandbreite zeigt: Virals funktionieren für Botschaften aller Art, das Prinzip der demokratischen Medienverbreitung hat sich etabliert.

Abstimmung im Netz

Noch bis zum 17. November können Internetnutzer/innen für den Publikumspreis des Viral Video Award 2011 abstimmen. Sie können auf viralvideoaward.com angesehen und bewertet werden können. Neben dem durch das Voting ermittelten Publikumspreis werden der Jurypreis und zum zweiten Mal der Preis für das beste politische Viral mit den Themen Klima, Demokratie oder Gerechtigkeit vergeben. Letzterer ist mit 1000 Euro dotiert und wurde von der Heinrich-Böll-Stiftung gestiftet.

Die Fachjury ist mit dem Filmschaffenden und Preisträger des Viral Video Awards 2009 Alexander Lehmann („Du bist Terrorist“), der Journalistin und Radio-Moderatorin Marion Brasch (radioeins) und dem Blogger René Walter (Nerdcore) besetzt. Jury-Mitglied René Walter darüber, was ein gutes Viral ausmacht: „Gute Virals werden zu Memes und Memes sind letztlich nur Ideen, die sich im Mass-to-Mass-Kommunikations-Biotop rasend schnell verbreiten können. Dazu muss die Idee einfach, schlank und einleuchtend sein. Und selbstverständlich umwerfend.“

Auf der Preisverleihung am 18. November um 21 Uhr im Roten Salon der Volksbühne Berlin werden alle nominierten Virals präsentiert und die drei Gewinnerfilme mit dem Viral Video Award ausgezeichnet.

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