Heinrich Böll: "Wir wollen uns nicht lähmen lassen!"

Sie befinden sich in "Kapitel 8: Einmischung erwünscht (1980 - 1985)".

Böll als Hauptredner auf der Friedensdemonstration in Bonn

Als Reaktion auf den Nachrüstungsbeschluss der NATO im Dezember 1979 formierte sich bundesweit vor allem in der jüngeren Generation eine »neue« Friedensbewegung. Am 10. Oktober 1981 ist Böll einer der Hauptredner auf der größten politischen Demonstration in der Geschichte der Bundesrepublik, der Friedens-Kundgebung in Bonn.

Zusammen mit Erhard Eppler, Heinrich Albertz, Harry Belafonte und Petra Kelly spricht Heinrich Böll auf der Bonner Hofgartenwiese vor über 300.000 Demonstranten: »Die Politiker haben ja die Wahl, uns zu apathischen Zynikern zu machen. Das ist sehr leicht geschehen. Sie können es haben, sie können eine gelähmte Bevölkerung auf der ganzen Welt haben, die gelähmt ist von diesen Waffenpesten und Waffenzahlen. Wir wollen uns nicht lähmen lassen!«

Heinrich Böll über sein Verhältnis zur Friedensbewegung

"Ich zähle mich zur Friedensbewegung, nicht als Angehöriger einer ihrer Organisationen, sondern ich unterstütze diese Bewegung als Staatsbürger und Zeitgenosse. Grundsätzlich sehe ich es als außerordentlich wichtig an, auf die Absurdität weiterer Rüstung - die in diesem Stadium ein Irrsinn ist - hinzuweisen.

Und totale Abrüstung ist ja zunächst einmal gar nicht das Ziel der Friedensbewegung. Das muß man wissen. Zunächst einmal ist das Ziel: keine weitere Aufrüstung! Um es klar zu stellen: Ich halte keinen, der für Aufrüstung ist, für kriegslüstern. Für den Frieden sind wir alle, die Frage ist nur, wie er sicherer wird - durch Rüstung oder Abrüstung!

Aus einem Gespräch mit Bernhard Kraller und Walter Stammler, 1982

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