Dossier: Öffnung der Hochschule - Chancengleichheit, Diversität, Integration

Das Dossier "Öffnung der Hochschule - Chancengleichheit, Diversität, Integration" ist als PDF (93 Seiten, 1.4 MB) verfügbar.

 

Die Diskussion um die Zukunft der Hochschulen in Deutschland ist nicht erst seit der Bologna-Reform und der Umstellung auf die gestuften Abschlüsse ein Dauerbrenner. Die Exzellenzinitiative hat die Anreizstrukturen in den Universitäten kräftig durcheinandergewirbelt. Und seit dem Nationalen Bildungsgipfel und dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung wird mit neuer Heftigkeit über die Finanzierung innovativer Maßnahmen gestritten.

Sind unsere Hochschulen dadurch ausreichend auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte vorbereitet und können sie der Verantwortung gerecht werden, die sie auch für die soziale und demokratische Entwicklung unserer Gesellschaft tragen? Ob ihnen Letzteres gelingen wird, hängt auch davon ab, ob die Hochschulen in der Lage sind, sich für neue Schichten zu öffnen, um eine breite Teilhabe von jungen Menschen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Familien an höherer Bildung zu ermöglichen.
Im internationalen Vergleich ist Deutschland eines der Länder mit der geringsten Studierneigung. Der Zugang zur höheren Bildung wird durch starke soziale Ungleichheit reguliert, die seit dem Wachstum akademischer Schichten in den 1970er Jahren teilweise sogar noch zugenommen hat. Eine Öffnung der Hochschulen für junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien, viele auch aus Migrantenfamilien, sowie für beruflich Qualifizierte ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung stellt das deutsche Hochschulsystem – seine Auswahlkriterien, seinen Lehrbetrieb, seine Personalrekrutierung – vor grundlegende Herausforderungen. Diese müssen jedoch gemeistert werden, sollen die Bedürfnisse einer zugleich alternden und stetig innovationsbedürftigen Gesellschaft befriedigt werden.

Vor diesem Hintergrund überrascht, dass sich Deutschland seit vielen Jahren eine verantwortungslose Verschwendung von Bildungsressourcen leistet. Die Hochschulen, und hier besonders die Universitäten, sind nicht nur Stätten der Selbstreproduktion der akademisierten Schichten. Auch das für Deutschland so charakteristische System der Bildungs- und Berufsbildungszertifikate, welches für einen nationalen Qualifikationsmarkt durchaus sinnvoll war, erweist sich vor dem Hintergrund von Einwanderung und Internationalisierung zunehmend als dysfunktional: Davon können alle, die sich in Deutschland um die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsqualifikationen bemühen, ein Lied singen. Sie scheitern an intransparenten Anerkennungsverfahren, interessengeleiteten Blockaden und Restriktionen. Viele bleiben erwerbslos oder arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen deutlich unterhalb ihres vormals erreichten Ausbildungsniveaus.

Ferner erfordert die zunehmende Globalisierung eine stärkere internationale Ausrichtung der Hochschulen auf einem weltweiten Bildungsmarkt sowie mehr Austausch von Studierenden, Graduierten und WissenschaftlerInnen. Die Gewinnung von WissenschaftlerInnen sowie begabten Studierenden aus anderen Ländern, ihre Förderung und Integration tragen zum Erfolg deutscher Hochschulen im internationalen Wettbewerb bei.

Das Dossier analysiert die soziale Öffnung der Hochschulen unter folgenden Aspekten:

Die Öffnung der Hochschule wird nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Politik unmissverständlich zur Einwanderungsrealität Deutschlands bekennt und durch eine konsistente Einwanderungs- und Integrationspolitik entscheidend dazu beiträgt, dass Deutschland zu einer aufstiegsoffenen attraktiven Gesellschaft wird.