"Containergespräche" auf dem PAZZ Festival for Performing Arts am Staatstheater Oldenburg

Lesedauer: 6 Minuten

12. April 2012

Eine Veranstaltung in Kooperation mit PAZZ und dem Staatstheater Oldenburg. Gefördert durch die Bundeskulturstiftung.

Leitung: Erik Altorfer
Mitarbeit und Moderation: Anne Bonfert, Christian Römer und Bernd Mand
Videodokumentation: René van der Waar

Die dritte Ausgabe des PAZZ-Festivals zeigt 2012 zum ersten Mal zahlreiche Eigen- und Koproduktionen des Staatstheaters Oldenburg mit deutschen und internationalen KünstlerInnen. Durch individuelle Produktionsstrukturen werden Arbeiten realisiert, die sowohl im Stadttheater als auch in freien Zusammenhängen und im Ausland präsentiert werden können. In Oldenburg kommen von 20. bis zum 29. April 2012 Expertinnen und Experten verschiedener Bereiche und Organisationen zusammen und initiieren ein neues Netzwerk. Dazu gehören: Internationales Festival Forum des ITI, Dramaturgische Gesellschaft, Deutscher Übersetzerfonds, Verband deutschsprachiger Übersetzer, die Heinrich-Böll-Stiftung sowie Künstlerinnen, Festivalmacherinnen und Übersetzer aus aller Welt.

Die Containergespräche eröffnen einen Raum für ästhetische und theaterpolitische Diskussionen. Unser Ziel ist eine offene Auseinandersetzung mit den gezeigten Produktionen, eingebettet in Diskussionen zu Themen des zeitgenössischen Theaters. Künstler/innen, Festivalleiter/innen, Dramaturg/innen und Journalist/innen kommen zu einem professionellen Austausch zusammen. Ein besonderer Gast leitet jede Gesprächsrunde mit einem kurzen Impuls zum Thema ein. Anschließend eröffnen wir das Gespräch mit den eingeladenen Gruppen.

Wir haben die einstündigen Gespräch in fünfminütige Videopodcasts verwandelt, die darüber hinaus kurze Ausschnitte der Aufführungen zeigen. Die Gespräche liegen ebenfalls komplett als Audiomitschnitte vor. Sie können die Video- und Audiofiles unten auf dieser Seite anwählen und abspielen. 

TALK vom 29.04.

Was ist ein "Arbeitsfestival"?

Zum finalen Containergespräch begrüssten wir folgende Gäste: Jessica Huber und Eva Gagel (mercimax), Katharina Wisotzki (Assistentin PAZZ-Festival), Karen Witthuhn (Leitung Getting Acrozz), Julia Rützel (Getting Acrozz), Ann-Christine Simke (DG-Gruppe »Dramaturgie ohne Drama«), Darren O’Donnell (Mammalian Diving Reflex), Ant Hampton und Thomas Kraus (Festivalleiter PAZZ). Anlässlich des letzten Tages von PAZZ 2012 sprachen wir über Anspruch und Wirklichkeit des »Arbeitsfestivals« und beleuchteten die Formate PAZZ IN PROGRESS (Produktionsentwicklung vor und während des Festivals), GETTING ACROZZ (Sprachlicher Transfer von Theaterproduktionen in all seinen Erscheinungsformen als besonderer Schwerpunkt von PAZZ 2012) und diskutierten eine Definition von Frieda Schneiders Containercity: Marktplatz oder soziale Plastik? Es verabschiedet sich aus Oldenburg das Containergesprächteam: Erik Altorfer, Anne Bonfert, Christian Römer und René von der Waar. 

Talk vom 28.04.

Andcompany&Co. / Internationale Koproduktion: Zusammenarbeit mit Stadt- und Staatstheatern

Teil 1: Internationale Koproduktion zwischen freien Gruppen und Stadt- und
Staatstheatern.

Heute besuchten uns im Container Alexandros Efklidis, Regisseur und Professor für Theaterwisenschaften an der Universität Thessaloniki sowie Sascha Sulimma und Alex Karschnia vom Performancekollektiv andcompany & co. Wir sprachen über den Blick eines griechischen Künstlers auf seine Zusammenarbeit mit der deutschen freien Szene (in diesem Falle war es die Koproduktion "Yasou Aida" der Neukoellner Oper Berlin mit dem "Megaron Thessaloniki"), die Unterschiede künstlerischer und struktureller Natur. Andcompany & co. spiegelten ihre Erfahrungen mit deutschen Stadttheaterstrukturen und im Besonderen Ihre Koproduktion mit einem holländischen Produktionshaus und dem Oldenburgischen Staatstheater mit dem Titel "Der (kommende) Aufstand" unter strukturellen Aspekten und bezüglich der Heterogenität der verschiedenen Beteiligten aus freier Szene und fester Struktur. Schwerpunkt der Aufführung war die aktuelle holländische Krise in Verbindung mit dem Abfall der Vereinigten Provinzen von der spanischen Krone. Beide Produktionen, die griechisch-deutsche und die deutsch-holländische entstanden in Zeiten einer Krise - darauf zielte der letzte Teil der Diskussion.

Teil 2: Theater waehrend der Krise - Laenderschwerpunkt Griechenland

Im zweiten Teil unseres Gespraeches berichtete Alexandros Efklidis über die Situation des Theaters in Griechenland während der Krise, nach einer kurzen Einführung zum griechischen Theatersystem sprachen wir über die Besetzung des Embros Theater in Psyrri (Athen) durch das Mavili Kollektiv und andere Ideen zur Entwicklung einer neuen Theaterszene in Hellas-sowie vom Exodus griechischer Künstler ins Ausland.

Talk vom 27.04.

Was können neue Formate inhaltlich und ästhetisch leisten?

Zu unserem sechsten Container-Gespräch begrüßten wir Barbara Hornberger, die als Kulturwissenschaftlerin (Uni Siegen/ Uni Hildesheim) einen inhaltlichen Einstieg zum Thema "Zeit" und ihre Dynamisierung im Sinne der "Be- und Entschleunigung" gab. Mit ihrer Perspektive zeigte sie ein verbindendes Moment der Performances "Ten Journeys to a place where nothing happens", "Caravan of Love" und "All the sex I ever had" auf. Die anwesenden KünstlerInnen der Produktionen gaben uns einen Einblick in die Anlässe für ihre Arbeiten, die Produktionsverläufe und die Herausforderungen der Formate für Performende wie Teilnehmende.

  

Talk vom 26.4.

Autobiografisches auf der Bühne

Im Zentrum des Donnerstagsgespräch stand Mem Morrisons Produktion RINGSIDE. Mit Pasco-Q Kevlin (Arts Council England) konnten wir einen erklärten Fan und Kenner von Morrisons Arbeit begrüssen. Er stellte RINGSIDE in den historischen Kontext von Autobiografie in der Kunst – und untersuchte die Unterscheidung zwischen Persönlichem und Autobiografischem. Wir streiften auch Fragen nach dem Verhältnis zwischen Wahrheit und Lüge und beleuchteten den viel zitierten Authentizitätsbegriff. Durch die Anwesenheit von Adrian Howells und den Künstlerinnen von mercimax konnten interessante Vergleiche mit anderen autobiografisch geprägten Arbeiten gezogen werden.

Talk vom 25.05.

Journalist/innengespräch: Wie reagiert der Kulturjournalismus auf die Entwicklungen in der Darstellenden Kunst?

Beim vierten Gespräch waren am Mittwoch Kulturjournalisten zu Gast im Container. Dr. Anna Opel (Theater der Zeit), Christian Rakow (nachtkritik und Theater heute) und Dr. Ulrich Fischer (Deutschlandradio Kultur) diskutierten lebhaft über Entwicklungen in den Performing Arts – und über die Frage, wie die Theaterkritik darauf reagiert. Welches Referenzsystem nutzt ein Kritiker, wenn er sich nicht auf Texte und/oder Inszenierungstraditionen beziehen kann? Hat sich das Feuilleton inhaltlich und sogar stilistisch dadurch verändert? Und welche Rolle spielt eigentlich nachtkritik?

Talk vom 24.05

Intimität als Herausforderung und theatrales Mittel

Im dritten Gespräch tauschten sich Ant Hampton und Adrian Howells mit Barbara Duden (Historikerin, Soziologin und Medizinhistorikerin) über ihre Arbeiten bei PAZZ aus. Diskutiert wurde unter anderem das Verhältnis zwischen Körper und Sprache, körperliche Wahrnehmung versus Wahrnehmung von Körpern, sowie die Definition der Zuschauerrolle in Adrian Howells »one-to-one Situationen« und in Ant Hamptons unterschiedlichen Formen des »Autoteatro«.

Talk vom 23.05.

Das Festival als Koproduzent: Chancen, Herausforderungen, Perspektiven

In der zweiten Ausgabe der Container-Gespräche am Montag begrüßten wir Anja Dirks, die Leiterin des Festivals Theaterformen und die Künstler/innen von Theatre Replacement ebenso wie Marc Becker, den Regisseur von "Avanti Infantilitanti" als Gesprächspartner. Im Zentrum standen die unterschiedlichen Möglichkeiten des Probens, Produzierens und Kooperierens innerhalb der deutschen Theaterlandschaft mit ihren unterschiedlichen Arbeitsstrukturen. Besonders gefreut hat uns auch die Anwesenheit von Hanna Pfurtscheller (Theaterfestival transeuropa), Winfried Wrede (Residence-Programm Flausen+) und weiterer Künstler/innen des Pazz-Festivals.)

Talk vom 22.05.

Eröffnung: Festivals als Spiegel von gesellschaftlichen und weltpolitischen Veränderungen?

Am Sonntag besuchte uns Sandro Lunin, Künstlerischer Leiter des Theaterspektakel Zürich. Er sprach über sein Festival, das im Spannungsfeld zwischen Volksfest und der Präsentation von Kunst in einer sich schnell verändernden Welt steht. Theater aus dem Weltsüden, die Repräsentation der Schweizer Einwanderungsgesellschaft im Theater, die besonderen ökonomischen Rahmenbedingungen des Theaterspektakels und seine Position im Kontext der Zürcher und Schweizer Theaterlandschaft und waren Gegenstand des ersten Containergesprächs.

Alle Videos als Playlist

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Audiomitschnitte der Gespräche