Mit Köpfchen und Klemme

Mit durchdachten Befestigungssystemen und smarter Software für die Montage von Solaranlagen hat ein mittelständisches Unternehmen aus Baden-Württemberg einen Weg gefunden, sich am Markt zu behaupten. 

Zwei Personen befestigen ein Befestigungssystem für Solarmodule auf einem Dach.

Katharina David hat einen pragmatischen Blick: «Wir liefern ja das uncoole Produkt der Photovoltaik», sagt sie und lacht. Damit allerdings kann die Geschäfts­führerin des baden-württembergischen Mittelständlers K2 Systems gut leben, denn sie brennt für das, was sie tut. 

Seit 16 Jahren führt die 54-jährige David das Unternehmen mit Sitz in Renningen bei Stuttgart, das Befestigungssysteme für Solarmodule entwickelt, herstellt und liefert. Herzstück und «Unique Selling Point» – also das, was die Firma am Markt unverwechselbar macht – ist eine selbst entwickelte Software. Sie ermöglicht es Elektriker:innen, Dachdecker:innen oder Installateur:innen, basierend auf Google Maps schnell eine Photovoltaik-Anlage zu planen. Die Software liefert anschließend eine Liste für die benötigten Teile und berechnet die Statik: «Wer schon einmal ein Angebot für eine Solaranlage auf dem Dach erhalten hat, hat mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit Kontakt mit unserer Software gehabt», sagt David. 

Immer mehr Verbraucher:innen finden es attraktiv, mit einer eigenen Anlage selbst Strom erzeugen zu können. So boomten in den vergangenen Jahren auch die sogenannten Balkonkraftwerke, die zum Teil bei Discountern erhältlich waren. Deren neu installierte Leistung hat sich laut Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW) 2024 gegenüber 2023 verdoppelt, trägt aber mit insgesamt 0,4 Gigawatt trotzdem nur zwei Prozent zur neu installierten Leistung bei. Die lag Ende 2024 in der gesamten Photovoltaik bei mehr als 100 Gigawatt und deckte damit rund 14 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. 

Viele Geschäftsmodelle

Laut dem Wirtschaftsverband BSW wurden 2024 rund eine Million Photovoltaik-Systeme installiert. Damit verbunden ist eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle: Solargenossenschaften beliefern Schulen mit sauberem und dauerhaft günstigem Strom. Großanlagenbetreiber decken den Energiebedarf von Gewerbetreibenden, Vermieter:innen und Wohnungsbaugesellschaften versorgen ihre Mieter:innen. Hauseigentümer:innen speisen überschüssigen PV-Strom ins Netz ein oder verkaufen ihn direkt an ihre Nachbarn:innen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, wie der Bundes­verband Solarwirtschaft betont. 

Die Montage von Befestigungssystemen für Solarmodule ist also ein Geschäftsmodell von vielen, das mit der Nutzung der Sonnenenergie entwickelt wurde. Der Markt der Anbieter von Solar-Befestigungssystemen in Deutschland ist nicht groß, etwa zwölf Unternehmen stehen im Wettbewerb um Kunden:innen, darunter drei größere. Zu ihnen gehört mit 360 Mitarbeiter:innen in Deutschland und rund 110 im Ausland auch K2 Systems. Das Unternehmen beschäftigt Ingenieur:innen, Softwareingenieur:innen, Lager- und Logistikfachkräfte, Zimmerleute, Kaufmänner und -frauen im Einkauf und Vertrieb – insgesamt Menschen aus 28 Nationen. 

Kunden:innen sind Großhändler für Elektro- und Photovoltaikgeräte, bei denen Handwerker:innen einkaufen. Möchten die Eigentümer:innen eines Gebäudes eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren, wenden sie sich in der Regel an einen spezialisierten Handwerksbetrieb. Dieser erstellt ein Angebot und wickelt den Auftrag ab. Solarmodule und Montagesysteme bestellt er im Großhandel. In diesem Geschäftsfeld macht K2 Systems rund 80 Prozent seines Umsatzes. 

Seine Märkte findet das Unternehmen weltweit, mit deutlichem Schwerpunkt in Europa. Hier stellt sich der Markt in den einzelnen Ländern gerade ganz unterschiedlich dar: In einem Interview hatte Firmenchefin David die Aussichten in den nordischen Ländern und in Italien als flau eingeschätzt – bevor sie sich erholten; Frankreich sei noch immer ein sehr interessanter Markt, der in Spanien hingegen sowie in Osteuropa eher unbeständig. Das bisher größte Wachstum auf diesem Markt geht an K2 Systems weitgehend vorbei: Direktverkäufe von Großanlagen wie beispielsweise sehr großen Dach- und Freiflächenanlagen und Fassadensystemen – in diesem Segment projektieren, bauen und betreiben die Energieversorger selbst. Die Expertise von Dienstleistern wie K2 Systems nehmen sie bisher nicht in Anspruch. 

K2 Systems stellt die Befestigungssysteme nicht selbst her, sondern lässt sie nach ihren Zeichnungen produzieren, vor allem in Aluminiumpresswerken, bei Stahl- und Kunststoffbearbeitern. 85 Prozent der Montagesysteme werden in Europa hergestellt, neben Deutschland in den Benelux-Ländern, Polen, Rumänien, Ungarn, Portugal, der Slowakei und Dänemark. Hauptbestandteil der Befestigungssysteme ist Aluminium, «kein sehr nachhaltiges Material», gibt die Geschäftsführerin zu, «weil die Produktion ressourcen- und energieaufwändig ist». Allerdings sei Aluminium langlebig und gut zu recyceln, was wiederum für das Leichtmetall spreche. 

Herausforderungen in einer globalen Solarwirtschaft 

Die schwierige wirtschaftliche Lage ist auch an der Solarbranche nicht vorbeigegangen. Nach Auskunft des europäischen Solarverbandes SolarPower Europe brach das Wachstum für Photovoltaikanlagen 2024 deutlich ein – von 53 Prozent Wachstum 2023 auf nur noch vier Prozent im vergangenen Jahr. 

Die Gründe sind überall ähnlich: wieder sinkende Energiepreise nach dem Schock des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, weniger Wirtschaftswachstum insgesamt und Verunsicherung der Verbraucher:innen durch die hohe Inflation. Für die Unternehmen war in den vergangenen Monaten besonders bitter: Die wenigen Anlagen, die gekauft wurden, wurden häufig mit günstigen Modulen und Systemen realisiert, mit denen China den europäischen Märkten Konkurrenz macht.

Auch K2 Systems kämpfte mit diesem Gegenwind. Die Verbraucher:innen würden sich fragen, ob Investitionen in den Klimaschutz wirklich noch wichtig seien, sich lohnen und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen künftig geschaffen würden. David wünscht sich daher mehr Sicherheit für ihre Planung – und deutlich weniger Bürokratie. Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach montieren möchte, muss eine Netzanfrage beim Netzbetreiber stellen, um sicherzugehen, dass das Stromnetz den neuen Stromerzeuger auch aushält; beim Netzbetreiber muss die Anlage nach der Montage auch angemeldet und bestimmte Daten und Anlagenpläne müssen hinterlegt werden. 

Neben höheren Zinsen und der wachsenden Unsicherheit durch negative Strompreise seien diese zeitraubenden bürokratischen Prozesse auch ein Hemmnis für Investitionen. «Ich denke, das wäre schneller und einfacher zu machen», sagt David. «Und das wäre natürlich cool.»


Heike Holdinghausen ist Journalistin für Wirtschafts- und Umweltthemen.

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