Habt ihr schon vom Konzept der planetaren Grenzen gehört?

Es klingt kompliziert, ist aber einfach: Die Menschheit kann den Planeten nicht endlos belasten, wenn wir alle darauf gut leben wollen.

Dabei geht es nicht nur um den Klimawandel, sondern auch um viele andere schädliche Prozesse, die wir Menschen auslösen. Wir verschmutzen die Umwelt, zerstören Ökosysteme und gefährden natürliche Kreisläufe. Damit bedrohen wir letztlich auch die Grundlagen unserer Gesellschaft.

ine Menschenmenge bei einer Klima-Demonstration. Ein großes Schild zeigt eine Erde mit dem Text „There is no Planet B“. („Es gibt keinen Planet B“)

Um auch in Zukunft sicher auf der Erde leben zu können, brauchen wir sauberes Trinkwasser, gute Luft, gesunde Ökosysteme und ein stabiles Klima.

Das Konzept planetarer Grenzen setzt hierfür klare Leitplanken. Es zeigt uns, welche Grenzen wir beachten müssen, um die Erde nicht zu überlasten.

Der grüne Kreis in der Grafik stellt den sicheren Bereich dar. Wenn eine Grenze überschritten ist, wird der Bereich orange (zunehmendes Risiko) und danach rot (gravierende Folgen).

Der aktuelle Stand der neun planetaren Grenzen, basierend auf Richardson et al., Science Advances (2023).

Die Versauerung der Ozeane und die Luftverschmutzung nähern sich allerdings der planetaren Grenze.

Der große Lichtblick ist die Rettung der Ozonschicht: Sie erholt sich wieder, seit die Chemikalien, die sie ausdünnten, verboten wurden. Hier hat die Menschheit die Gefahr erkannt und gebannt.

Diese Geschichte zeigt uns, wie wir auch bei den anderen planetaren Grenzen zurück in den sicheren Bereich kommen können.

Was steckt hinter jeder planetaren Grenze?

Grafik: „Warming Stripes“ –  der Verlauf von blauen (kühleren) zu roten (wärmeren) Streifen stellt den langfristigen Anstieg der globalen Temperaturen von 1850 (links) bis 2018 (rechts) dar.

Das globale Klima verändert sich: Temperaturen und Meeresspiegel steigen, Eismassen schmelzen und der Permafrost taut.

Die Erwärmung ist vor allem auf den menschlichen Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen – allen voran Kohlendioxid (CO2).

Auch in Deutschland spüren wir bereits die Folgen des Klimawandels: zum Beispiel Hitze, Dürre, Starkregen und Überschwemmungen. 

Für die planetare Grenze betrachtet die Wissenschaft die CO2-Konzentration und den Strahlungsantrieb, der zeigt, wieviel zusätzliche Wärme in die Erdatmosphäre gelangt.

Beim Klimawandel ist die planetare Grenze schon deutlich überschritten. Die Menschheit muss daher rasch handeln, um noch schlimmere Auswirkungen zu verhindern.

Eine Hummel fliegt über eine blaue Blüte, umgeben von weiteren Blumen in verschiedenen Farben.

Wir teilen den Planeten mit Millionen Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und anderen Lebewesen – der Biosphäre.

Dank der großen Biodiversität und genetischen Vielfalt kann sich das Leben auf der Erde an Veränderungen anpassen. Zusammen bilden Lebewesen Ökosysteme. Damit sie funktionieren, müssen sie intakt bleiben.

Durch die Zerstörung von Lebensräumen, das Artensterben und die Abnahme an genetischer Vielfalt überschreiten wir die planetare Grenze leider deutlich. Daher sollten wir schnell unsere Belastung der Biosphäreverringern, und Lebewesen besser schützen.

Foto: Zwei Personen in Schutzanzügen sprühen Pestizide auf ein großes Feld mit Pflanzen. Im Hintergrund steht ein Traktor vor einer Baumreihe.

Chemikalien, Plastik, radioaktive Abfälle und genetisch veränderte Organismen gäbe es ohne uns Menschen nicht. Doch sie verändern, ja bedrohen die Ökosysteme gewaltig.

Manche davon – wie Pestizide, Industriechemikalien und Nanoplastik – sind sehr schwer von der Natur abbaubar. Das führt zu einer Belastung der Umwelt über Jahrzehnte, Jahrhunderte, teilweise sogar Jahrtausende.

Welche Menge an neuartigen Substanzen verkraftet die Umwelt?

Weil wir das nicht sicher wissen, gilt das Vorsorgeprinzip: Damit sich nicht noch größere Mengen problematischer Stoffe in der Umwelt sammeln, sollten sie schnell reguliert und reduziert werden.

Foto: Nahaufnahme von Gras, das aus Erde mit sichtbaren Wurzeln wächst.

Stickstoff und Phosphor sind unverzichtbare Nährstoffe für das Leben auf der Erde.

Sie zirkulieren in Kreisläufen zwischen Boden, Wasser, Luft und Lebewesen – in Mengen, die sich über die Evolution hinweg eingependelt haben. Doch wir Menschen haben diese Kreisläufe stark gestört.

Heute wird etwa die Hälfte der Menschheit auf Grundlage von künstlichem Stickstoffdünger ernährt.

Foto: Entenmutter mit fünf Küken schwimmt durch grünes, algenbedecktes Wasser.

Auch die Düngung mit Phosphor hat Nebenwirkungen für die Umwelt. Gelangen etwa übermäßig viele Nährstoffe in Gewässer, kann dies ein übermäßiges Algenwachstum fördern, was zu Sauerstoffmangel führt und schließlich unbewohnbare Todeszonen im Meer erzeugt. 

Deshalb müssen wir besonders die Landwirtschaft, aber auch Industrie und Verkehr so umgestalten, dass die Nährstoff-Kreisläufe wieder ins Gleichgewicht kommen.

Foto: Luftaufnahme eines Feuers im Amazonas-Regenwald – illegale Abholzung zur Gewinnung von Land für Landwirtschaft und Viehweiden.

Die Menschheit verändert die Landschaften der Erde, um sie zu nutzen – etwa für Landwirtschaft und Viehzucht. Dazu wird Wald abgeholzt, und immer wieder brennen große Flächen ab.

Satellitenbeobachtungen zeigen, dass bereits 19 Prozent des Amazonas-Regenwalds zerstört sind.

Die „grüne Lunge“ unseres Planeten, die bisher viel CO2 speicherte, gibt das Treibhausgas mittlerweile ab und trägt damit zur Klimakrise bei. Wir haben die planetare Grenze für Landnutzung bereits überschritten.

Um zurück in den sicheren Bereich zu kommen, müssen Wälder und andere natürliche Landschaften wie Moore viel besser geschützt und bei Möglichkeit renaturiert werden, so dass sich hier wieder natürliche Ökosysteme ansiedeln können.

Foto: Hände fangen fließendes Wasser auf, das durch die Finger rinnt. Der Hintergrund ist dunkel.

Wir brauchen Süßwasser zum Leben: zum Trinken und für die Produktion von Nahrungsmitteln. Außerdem bleiben unsere Städte bei Hitze kühler, wenn Wasser aus Pflanzen und Böden verdunsten kann.
 
Wasser ist auch zentral für die Biodiversität: Flüsse und Seen sind der Lebensraum für eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Außerdem ist der Wasserkreislauf eng verknüpft mit dem Klima.

Würde der Amazonas-Regenwald austrocknen, hätte das schwerwiegende Folgen für das globale Klimasystem.

Wir haben die planetare Grenze sowohl für „blaues Wasser“ (Flüsse, Seen, Grundwasser, Eisvorkommen) als auch für „grünes Wasser“ (Regen, Boden, Verdunstung) überschritten.

Um zurück in den sicheren Bereich zu kommen, muss der Wasserhaushalt in die Balance gebracht und Entwaldung und Verschmutzung beendet werden.

Nahaufnahme einer absterbenden Koralle unter Wasser, umgeben von kleinen Fischen.

Die Weltmeere nehmen über ein Viertel des CO2 auf, dass wir Menschen ausstoßen. Das klingt gut, denn im Meer kann das Kohlendioxid das Klima nicht mehr erwärmen.

Doch für viele Meerestiere wird die Aufnahme von CO2 zum Problem. Denn wenn es sich im Meerwasser auflöst, wird es zu Kohlensäure und senkt den pH-Wert des Wassers. Je saurer das Wasser wird, desto schlechter können Meerestiere wie Korallen und Muscheln ihre Schalen und Skelette aus Kalk bilden. Im schlimmsten Fall könnten sie sich sogar auflösen.

 

Momentan liegt die Ozeanversauerung noch knapp im sicheren, grünen Bereich.

Doch unsere CO2-Emissionen steigen weiter, und die Meere können nicht unendlich viel CO2 aufnehmen. Um die Versauerung der Meere aufzuhalten, müssen wir aufhören, CO2 in die Atmosphäre abzugeben. Dafür braucht es einen Ausstieg aus den fossilen Energien.

Mehrere Industrieschornsteine stoßen dicke, graue Rauchwolken aus. Stromleitungen im Hintergrund.

Aerosole sind winzige Partikel wie Wüstenstaub, Ruß von Waldbränden oder Abgase aus Verkehr und Industrie. Sie belasten die Luft, die wir atmen, und können unserer Gesundheit und der Umwelt schaden.

Seit einigen Jahren nimmt die Menge an Aerosolen, die wir Menschen produzieren, ab. Die Luftqualität hat sich durch neue Vorschriften deutlich verbessert.

Foto: Menschen gehen durch eine von dichtem Smog bedeckte Straße. Einige tragen Masken.

Allerdings herrscht in vielen Großstädten weiterhin dicke Luft. Auch die Menge an Aerosolen aus natürlichen Quellen – wie etwa Staub aus trockenen Regionen – nimmt durch den menschlichen Einfluss zu.

Die gute Nachricht: Derzeit haben wir die planetare Grenze der Luftverschmutzung noch nicht überschritten. Damit das so bleibt, sollte die Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umgestellt werden, weniger Verbrennerautos sollten in den Städten fahren, und die Industrie sollte ihre Abgase filtern.

Foto: Atmosphäre der Erde, aufgenommen von der ISS (2013). Im Hintergrund ist der Mond teilweise sichtbar.

Die Ozonschicht schützt alle Lebewesen auf der Erde vor gefährlicher ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) aus dem Weltraum.

In den 1980er Jahren wurde entdeckt, dass Chemikalien, die etwa für Sprühdosen und Kühlschränke genutzt wurden, die Ozonschicht schädigten.

Foto: Nahaufnahme einer Hand mit Handschuh, die eine Sprühdose hält und eine Wand bemalt.

Diese Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) führten dazu, dass die Schutzhülle über der Antarktis dünner wurde und mehr krebserregende UV-Strahlung die Erdoberfläche erreichte. Die Weltgemeinschaft verbot mit einem globalen Abkommen – dem sogenannten Montreal-Protokoll – die Nutzung von FCKW.

Heute erholt sich die Ozonschicht allmählich wieder. Wenn wir als Weltgemeinschaft zügig und entschlossen handeln, können wir die planetaren Grenzen also einhalten.

Foto: Hand greift nach einem Donut mit gelbem Zuckerguss und bunten Streuseln, umgeben von weiteren Donuts in verschiedenen Farben.

Wusstest ihr schon?

Das Konzept der planetaren Grenzen findet mittlerweile auch in der Wirtschaft Anwendung.

Das Modell der Donut-Ökonomie zeigt, wie eine nachhaltige Wirtschaft sowohl die Bedürfnisse der Menschen erfüllen als auch die Gesundheit unseres Planeten bewahren kann.

Grafik: Der durch planetare Ober- und soziale Untergrenzen definierte Donut nach Kate Raworth.

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