Brot ist Geschichte, von Fladenbrot, Baguette, Simit und Lavash, über Vollkornbrot oder Bagel bis Naan und Ciabatta: es verbindet uns quer über die Kulturen und die Erde. 
 
Aus den Grundzutaten Mehl, Wasser und Triebmittel wie Hefe oder Sauerteig hat die Menschheit weltweit eine enorme Vielfalt an Brotsorten geschaffen.

Brot verbindet uns mit den Menschen, die vor über 14.000 Jahren – also weit vor der Erfindung von Landwirtschaft und Getreideanbau – die ersten Fladenbrote aus wildem Weizen und Knollen in Jordanien im Feuer gebacken haben.

Makroaufnahme der Struktur eines Brot-Laibes

Und mit den alten Ägyptern, die vor 6.000 Jahren die ersten Bäckereien schufen und den Sauerteig entdeckten. Das brachte ihnen damals den Spitznamen „Brotesser“ ein.
 
Mit der Zeit wurde Brot zum zentralen Grundnahrungsmittel in vielen Kulturen der Welt. Kein Wunder also, dass es etwa im Christentum, Judentum und Islam sinnbildlich für das Leben, das Heilige und die Gemeinschaft steht.

Historische Figuren und Jesus halten Fladenbrot, Hintergrund lila. Ein Fladenbrot mit arabischem Text und eine Figur mit Tablett voller Scheiben.

Dass wir hierzulande eine besonders innige Beziehung zum Brot hegen – in Bayern ist immerhin sogar eine Zeit nach Brot benannt – ist nicht nur eine gefühlte Wahrheit: Mit 3.200 Sorten ist die Vielfalt an Brot in Deutschland einzigartig und sogar als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. 

Hände halten Brot, eine Brezel und Getreideähren vor einer Zeichnung eines historischen Geräts mit einer Uhr. Hintergrund in grün.

Die Vielfältigkeit verdanken wir nicht nur unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und Böden, die den Anbau verschiedener Getreidesorten ermöglichen.
 

Ausgerechnet die oft belächelte deutsche Kleinstaaterei mit ihren über 300 Fürstentümern und freien Städten hat eine riesige Vielfalt regional typischer Backwaren hervorgebracht.

Illustration: Historische Karte von Norddeutschland, Getreideähren, Brotlaib und vergrößerte Zellstrukturen.

Brot spielt in vielen Teilen der Welt eine zentrale Rolle in der Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Religion. Und es ist ein äußerst wichtiges Grundnahrungsmittel – und damit höchst politisch.
 
Die Subventionierung von Grundnahrungsmitteln wie Brot ist eine effektive Strategie, um politische Stabilität beziehungsweise die eigene Macht zu erhalten. Das wurde bereits vor 2.000 Jahren im römischen Kaiserreich erkannt:

Collage: Yoda mit einem schwebenden Baguette, antike römische Gladiatoren vor einem antiken Gebäude im Hintergrund.

Der auch heute noch verwendete Ausdruck „Brot und Spiele“ geht auf den Satirendichter Juvenal zurück.
 
Er kritisierte damit die Käuflichkeit des römischen Volks, das für Getreide und die Unterhaltung durch Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe seine Souveränität aufgab - und sich damit von politischen Problemen ablenken ließ.

Wie eng Unruhen und Aufstände mit steigenden Brotpreisen verknüpft sind, zeigt ein Blick in die Geschichte. Brotunruhen – mehrheitlich angeführt von Frauen – waren etwa im 17. und 18. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet. Die berühmteste markierte den Beginn der Französischen Revolution.
 
Im Vorfeld waren die Brotpreise drei Mal schneller gestiegen als die Löhne. Als sich die Preiskrise für Lebensmittel weiter verschärfte, marschierten tausende Pariser Marktfrauen nach Versailles, um „den Bäcker, die Bäckersfrau und den Bäckerssohn“ – also die königliche Familie – zu holen. 

Foto: Mädchen mit bemaltem Gesicht und ägyptischer Flagge. Dahinter Brot mit arabischem Schriftzug und eine historische Illustration einer Demonstration.

Man muss allerdings in den Geschichtsbüchern gar nicht so weit zurück blättern: Drastisch gestiegene Preise für Grundnahrungsmittel verursachten 2007 bis 2008 eine globale Lebensmittelkrise und führten zu Unruhen, Aufständen und Protesten in 48 Ländern.
 
Auch dem Arabischen Frühling ging 2010 ein massiver Anstieg der Lebensmittelpreise voraus – und Brot wurde zu einem wichtigen Symbol der Aufstände.
 
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