Einst war Deutschland ein moorreiches Land – doch längst sind die meisten Flächen trockengelegt. Um die klimaschädlichen Folgen einzudämmen, sind politische Maßnahmen nötig. Bislang sieht es beim Moorschutz jedoch nicht nach einer Trendwende aus.
Moore sind über Jahrtausende an Standorten entstanden, wo Pflanzen wie Torfmoose, Schilf oder Seggen wegen Wasserüberschuss nicht vollständig abgebaut werden. Unter Luftabschluss werden sie dort konserviert – der entstehende Torf wächst im Durchschnitt rund einen Millimeter pro Jahr in die Höhe. Er besteht zu mehr als 50 Prozent aus Kohlenstoff. Somit sind Moore die einzigen Ökosysteme, die der Atmosphäre über lange Zeiträume das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂) entziehen können, indem sie den Kohlenstoff als organische Substanz im Boden speichern. Nasse Moore sind also Kohlenstoffsenken: Sie wirken leicht kühlend oder sind treibhausgasneutral. Die heimische Moorlandschaft bedeckt in Deutschland 1,8 Millionen Hektar und damit eine Fläche von 4,2 Prozent des gesamten Landes. Ursprünglich lag diese Zahl deutlich höher. Durch Moorzerstörung wie Entwässerungen sind viele Gebiete verloren gegangen. Genaue Zahlen dazu gibt es allerdings nicht. Intakte Moore sind mittlerweile sehr selten geworden in Deutschland – 95 Prozent der früheren Moorökosysteme sind nur noch daran erkennbar, wie ihr Boden beschaffen ist.
Wenn Moore entwässert werden, gelangt Sauerstoff in den Boden. Dabei wird der Torfkörper durch Mikroorganismen zersetzt, und es entstehen große Mengen CO₂, die in die Atmosphäre gelangen. Der im Torf enthaltende Stickstoff wiederum wird bei der Entwässerung teilweise in Form von Lachgas (N₂O) freigesetzt. Methan (CH₄) tritt an diesen entwässerten Flächen hauptsächlich aus den sauerstoffarmen Bereichen der Entwässerungsgräben aus. In Deutschland verursachen entwässerte Moore rund 7 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen – etwa 53 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente stoßen sie jedes Jahr aus. Mit der Maßeinheit CO₂-Äquivalente ist die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase zusammengefasst. Der größte Teil dieser klimaschädlichen Emissionen stammt von landwirtschaftlichen Flächen. In Deutschland machen trockengelegte Moore weniger als 10 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Laut Zahlen aus dem Jahr 2020 verursachen sie aber 37 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Bodennutzung.
Entscheidend für die CO₂-Emissionen ist der Wasserstand. Je tiefer der Wasserstand unter die Geländeoberkante sinkt, desto tiefer kann Sauerstoff in den Torfkörper eindringen und umso mehr CO₂ wird emittiert. Dies ist auch in der Landschaft sichtbar: Durch Schrumpfung, Sackung und Mineralisierung zu CO₂ verlieren entwässerte Moorböden rund einen Zentimeter pro Jahr an Höhe. Durch die Entwässerung verändern sich auch die Bodeneigenschaften: Es kommt unter anderem zu einer Bodenverdichtung, einer Verringerung der Kohlenstoffgehalte und der Bildung von Staunässe. Dadurch verschlechtert sich die Eignung für die landwirtschaftliche Nutzung.
Diese Veränderungen der Bodeneigenschaften und weitere Eingriffe des Menschen wie zum Beispiel das Aufbringen von Sand haben dazu geführt, dass es in Deutschland neben „echten“ Moorböden große Flächen an weiteren organischen Böden gibt. Auch sie weisen hohe Treibhausgasemissionen auf.
Auch bei Methan ist der Wasserstand entscheidend für die Höhe der Emissionen. Allerdings ist es hier anders herum: Die Methan-Emissionen sind höher, wenn die Böden nass oder überstaut sind. In nassen Mooren müssen die Mikroorganismen ihren Stoffwechsel dem Sauerstoffmangel anpassen, der durch den Luftabschluss erzeugt wird – und produzieren so Methan. Neben dem Wasserstand haben auch die Bildung von frischem Sediment auf überstauten Flächen und die vorkommenden Pflanzenarten einen Einfluss auf die Höhe der Methan-Emissionen. Viele moortypische Arten wie Wollgras oder Seggen begünstigen den Methantransport aus dem Boden in die Athmosphäre.
Werden die Wasserstände im Moor auf Bodenniveau angehoben, verändern sich die Emissionen. Schon nach wenigen Jahren stoßen wiedervernässte Standorte kaum CO₂ mehr aus. Im Optimalfall können wiedervernässte Moore der Atmosphäre sogar wieder CO₂ entziehen. Die auftretenden Methan-Emissionen in intakten oder wiedervernässten Mooren ändern nichts daran, dass die Gesamtemissionen trotzdem niedriger sind als die von entwässerten Standorten. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Dieses Ziel wird nur mit sehr konsequentem Moorschutz erreicht: Wenn in Deutschland die trockengelegten Moorflächen restauriert werden, könnten bis zu 35 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente im Jahr eingespart werden. Dafür müsste man in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar wiedervernässen. Das entspricht einer Fläche so groß wie der Bodensee.