Editorial

811 Millionen Menschen hungern. Zwei Milliarden Menschen haben täglich nicht genug zu essen, ganz zu schweigen von nährstoffreicher Nahrung, die sie gesund erhält.

Nehmen wir diese millionenfachen Schicksale überhaupt noch wahr? Moralisch und politisch ist die internationale Staatengemeinschaft verpflichtet, Hunger in all seinen Formen zu bekämpfen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 hat das klargestellt und den Staaten die Aufgabe zugewiesen, das Recht aller auf eine angemessene Ernährung durchzusetzen. In zahllosen Pakten, Konventionen und Ernährungsgipfeln wurde und wird diese Verpflichtung immer wieder betont. Und es wäre zu schaffen: Wir produzieren so viele Lebensmittel wie noch nie, es gibt genug Nahrung für alle auf der Welt. Trotzdem müssen wir das Menschenrecht auf ausreichende Nahrung immer noch erkämpfen, trotzdem hungern immer noch zehn Prozent der Weltbevölkerung.

Ob es um Hunger- oder Mangelernährung oder die drastische Zunahme fehlernährter Menschen geht: Immer wieder sehen wir, wie die Politik versagt. Wie sie festhält an Ernährungssystemen, die geprägt sind von der Machtkonzentration einiger weniger Akteur*innen - bei der Produktion, bei der Verteilung der Landflächen und der Nahrung. Wie sie festhält an Systemen, die sozial ungerecht und ökologisch nicht tragfähig sind.

Dieses Böll.Thema ist ein weiterer Beitrag, die Entwicklungen in der globalen Agrar- und Ernährungspolitik aufzuzeigen - aber auch von Lösungen zu berichten. Dem ewigen Mantra der Produktionssteigerung setzen wir Analysen und anschauliche Beispiele für eine faire, gesunde und ökologische Ernährungspolitik entgegen.

Denn: Es ist zu schaffen.

Ihre Barbara Unmüßig

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