Alleinerziehende
 Reema Ahmad, 38

Porträt Reema Ahmad

Agra, Indien

Ich bin alleinerziehende Mutter. Mein Sohn heißt Imaad und ist 12 Jahre alt. Am Anfang der Pandemie gab es viele falsche Informationen in Indien. Ich hatte das Gefühl, die 
Regierung nimmt die Situation nicht ernst. Ende Februar 2020 verbrachte ich dann einige Tage in Delhi und als ich nach Agra zurückkam, fühlte ich mich sehr erschöpft. Innerhalb einer Woche ging es mir richtig schlecht. Mir war schwindelig, außer­dem hatte ich furchtbare Kopfschmerzen und Fieber. Mein Bruder arbeitet im Gesundheitswesen in Großbritannien und hatte dort schon einige Covid-19-Patient*innen gesehen. Deshalb wusste er sofort, was mit mir los war. Die nächsten zwei Monate verbrachte ich allein in meinem Zimmer. Ich hatte keine Angst um mich selbst, aber ­natürlich um meinen Sohn und meine ­Eltern, die beide schon über 70 sind und im selben Haus leben. Mein Sohn war anfangs sehr aufgewühlt. Als Alleinerziehende bist du die wichtigste Person im Leben deines Kindes. Er ist außerdem ein sehr kuscheliges Kind, physischer Kontakt ist wichtig für ihn. Nach zehn Tagen konnte er es nicht mehr aushalten. Er kam in mein Zimmer und wir saßen eine Weile lang Rücken an Rücken. Gott sei Dank hat er sich nicht angesteckt.