Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Des Lebens ganze Fülle – das ist Biodiversität. Wir sind von ihr umgeben, wir brauchen sie zum Leben, wir brauchen sie, damit dieser Planet lebendig bleibt. Aber sie ist gefährdet, und vielfach bereits irreversibel zerstört. Es macht mich sprachlos und traurig zu sehen, wie wir Menschen die Kooperation mit der Natur völlig verlernt zu haben scheinen.

Der Verlust der Biodiversität gehört zu den Top 5 der Bedrohungen der Menschheit des Global Risk Reports 2020. Und ein aktueller Bericht des Umweltprogramms der UNO warnt, dass unser zerstörerischer Umgang mit der Natur die Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen, wie bei Corona geschehen, immer wahrscheinlicher macht. Naturschutz ist auch Gesundheitsvorsorge, das könnte uns die derzeitige Pandemie eigentlich lehren.

Wir wissen sehr viel darüber, welche Folgen es hat, wenn wir die Netze des Lebens zerreißen, und doch geht die Zerstörung von Ökosystemen unverdrossen weiter. Wir überfischen die Meere, wir holzen die Wälder ab und wandeln im Agro-Rausch wertvolle Böden um. Monokulturen statt Vielfalt. Die industrielle Landwirtschaft ist weltweit Ursache Nummer eins für den Verlust der Arten und der biologischen Vielfalt.

Es ist jetzt das dritte Böll.Thema, das fragt, wie wir verhindern können, dass unsere Lebensgrundlage ­endgültig zerstört wird. Eins ist gewiss: Ohne den politischen Willen, endlich zu handeln, wird es nicht gehen. Anlässe, Druck zu machen, gibt es auch im kommenden Jahr in Hülle und Fülle, allen voran die Vertragsstaaten­kon­ferenz der Konvention zum Schutz der biologische Vielfalt in China. Sie soll ein «Paris-Moment» für den Schutz der Biodiversität setzen – allzu viele Chancen werden wir nicht mehr bekommen.

Ihre Barbara Unmüßig

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