Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

eine ungebremste Pandemie-Ausbreitung mit tausenden Toten, Proteste gegen Polizeigewalt, zerstörtes Vertrauen in öffentliche Institutionen, gebrochene Verträge, Handelskriege, eine dysfunktionale Regierung, vom Präsidenten ganz zu schweigen. Das ist das USA-Bild, das sich uns vielfältig vermittelt. Wie gebannt richtet sich der Blick auf den scheinbar alles entscheidenden 3. November, den Tag der Präsidentschaftswahlen. Kann der amtierende 45. Präsident sein Amt trotz der verheerenden Bilanz verteidigen, oder wird Joe Biden, der Demokrat, gewinnen?

Aber die USA sind nicht nur das. Und es ist auch nicht der einzige Blickwinkel, unter dem die transatlantischen Beziehungen zu bewerten sind. Tiefe Verwurzelung kultureller Gemeinsamkeiten und die von vielen diesseits und jenseits des Atlantiks geteilte Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie bleiben. «Transatlantisches Verhältnis» bedeutet mehr als das Verhältnis des Weißen Hauses zu Europa und zu uns.

Dieses Heft möchte ein eingeengtes USA-Bild wieder erweitern und verändern – Leuchttürme der ökologischen Transformation sind ebenso zu sehen wie Menschen, die sich für Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit, Klimaschutz und strengere Waffengesetze einsetzen.

Was aber vor allem Zuversicht vermittelt, ist eine neue Generation von Transatlantiker*innen – eine, die jünger und weiblicher ist und die Pluralität unserer

Einwanderungsgesellschaften widerspiegelt. Sie kommt hier zu Wort und wird Sie überzeugen: Die USA sind anders, als wir oftmals denken!

Ihre Ellen Ueberschär

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