Bein’ Green

Nur die besten Hits aus fünf Jahrzehnten: Die ultimative Playlist der Umweltbewegung

Playlist Böll.Thema

1968
Alexandra: Mein Freund der Baum
Das Gründungsdokument aller Öko-Songs: Die große ­Alexandra besingt in besonders sehnsüchtig barmendem Alt den Schmerz, der sie beim Anblick eines gefällten Baumes ereilt.

1970
Kermit the Frog: Bein’ Green
Der erste Hit des melancholischen Softies, der später zum Anchor Frog der Muppet Show wurde. «It’s not easy bein’ green», befindet er, aber andererseits: «green is the color of spring».

1970
Joni Mitchell: Big Yellow Taxi
«Sie planierten das Paradies und bauten einen Parkplatz darüber»: Joni Mitchell klagt über die Zerstörungskraft der Zivilisation und mahnt die Farmer zum Verzicht auf Pflanzenschutzmittel.

1971
Marvin Gaye: Mercy Mercy Me (The Ecology)
Luftverschmutzung, Ölpest, sterbende Fische: Auf seinem epochalen Emanzipationsalbum «What’s Going On» wendet sich der große Soulsänger Marvin Gaye auch der Umweltzerstörung zu.

1972
Juliane Werding: ­Der letzte Kranich vom Angerburger Moor
Der erste deutsche Öko-Song von der Joni Mitchell des Schlagers: Ein großer stolzer Vogel zieht einsam seine Kreise über einen von «Öl und Teer» verschmutzten See.

1973
The Wombles: Wombling Song
Diese musizierenden Plüschratten aus Wimbledon bastelten alles, was sie zum Leben brauchten, aus weggeworfenen Dingen und führten damit das Recycling in die Popkultur ein.

1974
Reinhard Mey: Es gibt keine Maikäfer mehr
«Würd' ich noch einmal loszieh’n / Blieb mein Schuhkarton wohl leer»: 45 Jahre, bevor sich die Sorge um die Bienen verbreitet, besingt Reinhard Mey das beginnende Insektensterben.

1981
BAP: Müsli-Män
«Lange blonde Hoor, bläcke Fööß met nur Sandale draan»: Ein Jahr nach Gründung der Grünen ist ihr Lifestyle in der Mitte der Gesellschaft angekommen, er ist leider beklagenswert scheußlich.

1983
Gänsehaut: Karl der Käfer
Das «Mein Freund der Baum» der Achtziger: Karl der Käfer wird zwar nicht getötet, aber im Zuge eines Planierungsprojekts «einfach fortgejagt»; nun krabbelt er einer ungewissen Zukunft entgegen.

1986
Nina Hagen & Lene ­Lovich: Don’t Kill the Animals
Neben «Meat Is Murder» von The Smiths der zweite große Vegetarismus-Song der Achtziger, mit gebotener Dringlichkeit intoniert von den Punk-Diven Nina Hagen und Lene Lovich.

1989
Lou Reed: Last Great American Whale
Der große Mythenschöpfer Lou Reed fasst in einem seiner düstersten Songs die Zerstörung der Welt und die Ignoranz der Menschen in erhabene, verstörende, eschatologische Bilder.

Version-1991
Kraftwerk: ­Radio-Aktivität
Im Original aus dem Jahr 1975 priesen die Technofuturisten aus Düsseldorf noch das utopische Potenzial der Radioaktivität; in der 1991er Version warnen sie vor «Strahlentod und Mutation».

2015
Anohni: 4 Degrees
Der erste und weiterhin beste Song zur Klimakrise. Die große Transgender-Künstlerin Anohni singt als frohlockender Satan über die sterbende Welt: Nur vier Grad mehr, und alles wird brennen!

2019
Die Ärzte: Abschied
Die großen Punk-Satiriker Die Ärzte freuen sich über die Chancen, die der baldige Kollaps der Zivilisation bietet: «Los komm, wir sterben endlich aus / Denn das ist besser für die Welt»

Die ganze Playlist bei Spotify finden Sie hier.


1970
Bonus: Joni Mitchell / James Taylor / Phil Ochs: Amchitka – The 1970 Concert That Launched Greenpeace
Mit diesem Benefizkonzert im Oktober 1970 in Vancouver beschafften Mitchell, Taylor und Ochs das Geld für die erste Greenpeace-Aktion gegen US-Atomwaffentests in Amchitka, Alaska.


Jens Balzer ist Autor und Kolumnist u.a. für Die Zeit, Rolling Stone, den Deutschlandfunk und radioeins. In einem böll.fokus-Podcast hat er sein aktuelles Buch «Pop und Populismus: Über Verantwortung in der Musik» vorgestellt

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