Italien und der Coronavirus: Im Stich gelassen von Deutschland und Europa?
Innerhalb der Europäischen Union hat die SARS-CoV-2-Pandemie am heftigsten in Italien zugeschlagen: Über 27.000 Tote hat das Land zu beklagen, von denen sich Angehörige und Freunde oft kaum verabschieden konnten. Nach acht Wochen strikter Ausgangsperre will Italien nun ab dem 4. Mai Schritt für Schritt den Lockdown lockern. Schon vor dem Beginn der Pandemie befand sich das EU-Gründungsmitglied wirtschaftlich wie politisch in schwierigen Fahrwassern: Kaum Job- und Zukunftsaussichten gerade für jüngere Italienerinnen und Italiener und ein weitverbreitetes Gefühl, von Europa und seinen wirtschaftlich starken Mitgliedern wie Deutschland alleingelassen zu sein.
Nach über zwei Monaten Pandemie-Schock hat sich dieser Eindruck drastisch verschärft, wodurch die Große Koalition in Berlin mit ihrem kategorischen Nein zu Coronabonds kräftig beigetragen hat. Dagegen hat sich etwa die französische Regierung klar an die Seite Roms gestellt und zu keinem Zeitpunkt die Grenzen zum Nachbarn dichtgemacht – was dagegen eine der ersten Maßnahmen Deutschlands gegenüber dem französischen Partner waren.
Nach der Pandemie droht nun eine schwere Wirtschaftskrise, die Italien erneut deutlich härter treffen wird, als etwa Deutschland oder andere europäische Länder. Diese könnte kombiniert mit dem Fehlen ausreichender europäischer Solidarität endgültig den Boden bereiten für eine Machtübernahme rechtspopulistischer und rechtsextremer Kräfte, die auf Nationalismus und antieuropäische Stimmungsmache setzen. Das hätte für Deutschland wie Europa drastische Folgen.
Wie ist die Lage im Land, wie steht um die Menschen dort, die Gesellschaft und Wirtschaft? Wie ist die politische Situation – und wie steht es um die deutsch-italienischen Beziehungen und Europa? Diesen Fragen möchten wir in der Woche vor dem Europatag mit den folgenden Gästen nachgehen:
Ellen Trapp, ARD-Korrespondentin in Rom
Prof. Christopher Hein, LUISS Universität Rom, Gründer und langjähriger Vorsitzender des Italienischen Flüchtlingsrates
Roberto Brunelli, italienischer Journalist und Buchautor
Alexandra Geese, Europaabgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Geschäftsführerin sowie Europapolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Moderation: Dr. Jens Althoff, Leiter des Büro Paris der Heinrich-Böll-Stiftung
Pressekontakt
Heinrich-Böll-Stiftung
Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher
alvarez@boell.de, +49 (0)30 285 34-202