Beispiel Bangladesch

Gehen die Pläne der Regierung auf, soll Bangladesch bereits 2021 in die Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen aufrücken. Und die Regierung in Peking verspricht, die Projekte der Neuen Seidenstraßen mit diesen Entwicklungszielen abzustimmen. Das bevölkerungsreiche Land ist Teil des seit Jahren geplanten BCIM-Wirtschaftskorridors, der aufstrebenden Provinzen in Westchina wie Yunnan einen direkten Zugang zum Meer und zu ihren westlichen Nachbarländern Bangladesch, Indien und Myanmar eröffnen soll. Doch weil Indien momentan Chinas Seidenstraßen-Plänen äußerst ablehnend gegenüber steht, kommt dieser sogenannte BCIM-Korridor nicht voran – und Bangladesch verfolgt seine Ziele bilateral mit China.

Im Frühjahr 2016 vereinbarte Chinas Präsident Xi Jinping bei einem Besuch in der Hauptstadt Dhaka zahlreiche Abkommen mit einem Kredit- und Investitionsvolumen von umgerechnet 24 Milliarden US-Dollar. Inzwischen ist Bangladesch in Südasien nach Pakistan der zweitgrößte Empfänger von BRI-­Krediten für staatlich koordinierte Infrastrukturprojekte und Investitionen, ­China ist der ­größte Auslandsinvestor und der wichtigste Handelspartner – ganz nebenbei auch der größte Waffenlieferant. Zu den Projekten gehören der Hafen und eine Industrie­zone in der zweitgrößten Stadt Chittagong, zahlreiche Verkehrsverbindungen, ­deren Finanzierung westliche Geber zuvor abgelehnt hatten – teils aus ökologischen Bedenken wie beim Kohlekraftwerk Rampal, teils wegen Korruptions­vorwürfen –, und der Ausbau der digitalen Infrastruktur.

Der größte Teil der Gelder aber fließt in den Energiesektor, den Bangladesch beschleunigt ausbauen will, um seine ehrgeizigen Entwicklungsziele zu unterstützen. Gegenüber 500 MW aus erneuerbaren Energien sind nach Schätzung von Greenpeace Kohlekraftwerke mit einer geplanten Kapazität von 18.000 MW geplant. Baufirmen, Zulieferer, Betreiber und Anteilseigner der zahlreichen neuen Kohlekraftwerke kommen überwiegend aus China, das damit die Kontrolle über den Energiesektor von Bangladesch bekommt. Kohle muss importiert werden, unter anderem aus China.

Wie in Bangladesch fördert China auch in Ländern wie Pakistan, Ägypten, Kenia und Serbien Kohle und damit ein fossiles Energiemodell. Einige Fabriken werden mit moderner Technologie ausgestattet, aufgrund verschärfter Umweltauflagen werden aber auch veraltete Kohlekraftwerke ins Ausland verlagert. Chinesisches Geld füllt damit eine Lücke, da westliche Finanzinstitutionen sich aus der Finanzierung von Kohle zurückziehen, teils auf Druck, teils weil Kohle verglichen mit erneuerbaren Energien zunehmend unprofitabel wird. Damit werden diese Länder bei ihrer Energieversorgung auf Jahrzehnte auf Kohle festgelegt. Angesichts des von Seiten Chinas vorangetriebenen Kapazitätsausbaus, untermauert mit überhöhten Wachstums- und Nachfrageprognosen, drohen bereits Überkapazitäten, sodass die Anlagen unwirtschaftlich würden. Einige Kohlekraftwerke-Projekte in Pakistan, Indonesien und Bangladesch wurden deshalb schon abgeblasen.

Der Experte für nachhaltige Finanzierung, Simon Zadek, konstatiert zudem einen Widerspruch zwischen Pekings Seidenstraßen-Politik und seiner internationalen Klimaposition. Einerseits unterstützt das Land das Pariser Klimaabkommen und arbeitet an einem klimafreundlichen Profil. Doch durch die massiven fossilen Investitionen im Ausland wird der CO2-Ausstoß der Zielländer hochgetrieben und die Umsetzung des Klimaabkommens von Paris hintertrieben.

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