Folke Brodersen, TU Berlin

Sexualität kontrollieren. Präventive Praxis und pädophiles Selbst.

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Das Promotionsprojekt untersucht den Konnex sexueller Kontrolle in Bezug auf sexuellen Kindesmissbrauch und Pädophilie. Innerhalb der Therapeutik von institutionellen psychotherapeutischen und Angeboten der Selbsthilfe stellt diese Kontrolle die präventive Antwort auf das gesellschaftliche Problem der Pädophilie und die damit assoziierte Gefahr sexuellen Kindesmissbrauchs dar. Qualitativ neuartig ist dabei die Adressierung freiwilliger Teilnehmender, die Untersuchung sexueller Fantasien und die damit verbundene Zukunftsvision einer Inklusion in Gesellschaft. Die makropolitische Bewegung der stärkenden Immunisierung‘ ist dabei, so die These des Projektes, verbunden mit Techniken sexueller Kontrolle der Teilnehmenden, d.h. mit mitangeleiteten wie eigenlogischen, subjektivierenden Praxen, spezifischen Techniken und Selbstverhältnissen. Das Promotionsprojekt fragt nach der Funktionsweise und Bedeutung dieser sexuellen Kontrolle und betrachtet dafür das Zusammenspiel dreier Ebenen: der Organisation im Behandlungsmanual, der alltäglichen praktischen Umgangsstrategien und Positionierungen der Teilnehmenden und der gesellschaftspolitischen Einordnung der Programme. Es untersucht damit eine zunehmend relevante Institution, perspektiviert als Fallbeispiel das Konzept sexueller Kontrolle als Modus der Selbstbeherrschung und entwickelt die queertheoretische Gesellschaftsanalyse des Verhältnisses von Norm und Abweichung weiter.