Antisemitismus: Wie sicher ist jüdisches Leben in Deutschland?

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2014 beauftragte der Deutsche Bundestag mit den Stimmen aller Fraktionen einen zweiten unabhängigen Expertenkreis mit einer Bestandsaufnahme des Ausmaßes und der Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland. Der daraus hervorgegangene Bericht war Gegenstand der Diskussion in der Heinrich-Böll-Stiftung.

Eine zweite Studie schien auch deshalb notwendig, weil, wie Volker Beck argumentierte, bisher keine politischen Folgen aus den vorliegenden Ergebnissen gezogen wurden.

Der zweite Bericht hat sehr ambivalente Befunde zu Tage gefördert, wie Juliane Wetzel darlegte. So wurde bestätigt, was auch bereits andere Studien gezeigt hatten: dass der klassische offene rassistisch begründete Antisemitismus zurückgeht. Ein Problem stellt der israelbezogene Antisemitismus dar, der häufig einhergeht mit der Forderung nach einem „Schlussstrich“ bzw. eine Opfer-Täter-Umkehr gegenüber der israelischen Politik.

Ein besonderes Augenmerk hatte der Expertenkreis auch auf antisemitische Einstellungen bei Geflüchteten, warnten allerdings davor, Muslime zu den Hauptträgern judenfeindlicher Einstellungen zu machen. Nach wie vor sei der Rechtsextremismus das Milieu für Antisemitismus, einhergehend mit allgemein rassistischen Einstellungen.

Neu ist auch, dass die Perspektive der Betroffenen miteinbezogen wurde. Die Erfahrungen der jüdischen Minderheit in Deutschland wurden ausführlich dargestellt und diskutiert.

Video-Mitschnitt der Veranstaltung "Antisemitismus: Wie sicher ist jüdisches Leben in Deutschland?" am 25. April 2017.

Antisemitismus: Wie sicher ist jüdisches Leben in Deutschland? - Heinrich-Böll-Stiftung

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Mit:

  • Dr. Juliane Wetzel, Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin und Mitglied des unabhängigen Expertenkreises
  • Marina Chernivsky, Leiterin des Kompetenzzentrums der ZWST und Mitglied des unabhängigen Expertenkreises
  • Volker Beck, MdB Bündnis 90/ Die GRÜNEN
  • Prof. em Michal Bodemann, Universität Toronto, Canada/Berlin

Moderation: Dr. Marianne Zepp, Heinrich-Böll-Stiftung, Referentin Zeitgeschichte