Dreckiger Zement: Ein global umkämpfter Rohstoff
Diskussion
Mittwoch, 03.05.2017, 19.00 Uhr
Heinrich-Böll-Stiftung, Kleiner Saal 1 & 2, Schumannstr. 8, 10117 Berlin
Mit:
- Gunarti, JMPPK-Bürger/inneninitiative, Indonesien
- Dandhy Dwi Laksono, Filmemacher von Watchdoc, Indonesien
- Marianne Klute, Biochemikerin und Indonesien-Expertin
- Moderation: Katrin Altmeyer, Leitung Asien-Referat Heinrich-Böll-Stiftung
Die Gäste stehen für Interviews gerne zur Verfügung, Kontakt bitte über presse@boell.de
Der weltweite Boom in Infrastrukturvorhaben, den die G20 unter deutscher Präsidentschaft als Wachstums- und Beschäftigungsstrategie fortschreiben wollen, führt auch in Südost-Asien zu einem Sturm auf Rohstoffe und eskalierenden Konflikten:
In Indonesien beispielsweise will der global tätige deutsche Zementhersteller Heidelberg Cement Teile des Kendeng-Gebirges in Zentraljava abtragen und in neuerrichteten Fabriken zu Füßen der Berge zu Zement weiterverarbeiten. Der lokalen Bevölkerung wird damit buchstäblich der Boden unter den Füßen entzogen. Als Quelle von Trinkwasser und Wasserversorgung für die Landwirtschaft sind die Berge zudem die Grundlage für das Überleben indigener Gemeinschaften wie der Samin.
Seit mehreren Jahren protestieren die Menschen vor Ort und kämpfen mit Klagen vor dem obersten Gerichts Indonesiens gegen das Projekt. Zuletzt ließen sich Frauen aus dem Landkreis um das Gebirge vor dem indonesischen Präsidentenpalast in Jakarta ihre Füße einbetonieren, um auf das Schicksal ihrer Gemeinschaft aufmerksam zu machen.
Eine der Aktivistinnen, Gunarti von der indonesischen Bürger/innenbewegung JMPPK (Jaringan Masyarakat Peduli Pegunungan Kendeng) und Angehörige der Samin, kommt nun nach Deutschland, um auf ihren Kampf aufmerksam zu machen.
Die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt in Kooperation mit der „Südostasien Informationsstelle“, „Watch Indonesia!“ und „Rettet den Regenwald“ Gunarti und die JMPPK-Bewegung dabei, bei Heidelberg Cement Gehör zu finden. So wird Gunarti bei der Aktionärsversammlung der Heidelberg Cement am 10. Mai den Fall vortragen.
An diesem Abend präsentieren Gunarti und Dandhy, Autor des Dokumentarfilm „Samin vs Semen“ in der Heinrich-Böll-Stiftung den Fall und diskutieren darüber, ob und wie soziale und ökologische Gerechtigkeit bei der Planung und Durchführung großer Infrastrukturprojekte erreicht werden und Menschenrechte geschützt werden können.
Gunarti und Dandhy stehen für Interviews zur Verfügung, Kontakt bitte über presse@boell.de
Hintergrund: Die Zementindustrie wächst weltweit, besonders in Asien verlangen große Infrastrukturvorhaben nach immer mehr Baustoffen für Straßen, Staudämmen und große Urbanisierungsprojekte. Dabei verursacht die Herstellung von Zement gewaltige CO2 Emissionen und ist damit einer der größten Klimakiller. Während die Zementindustrie noch an weniger energieintensiven Methoden für die Zementherstellung forscht, dringt der Abbau von Sand und Kalkstein für die Zementindustrie immer weiter vor und zerstört Natur und Lebensräume von Menschen. In den vom Raubbau betroffenen Gemeinschaften regt sich Widerstand.
Die deutsche Firma HeidelbergCement ist ein globaler Player und gewinnt weltweit Material zur Zementherstellung, verarbeitet es und liefert direkt an Bauvorhaben. Südostasien ist für das Unternehmen ein neuer wichtiger Markt, da große Summen an Investitionen von Entwicklungsbanken, Regierungen und privaten Investoren in Infrastrukturprojekte für die wirtschaftliche Integration der ASEAN Staatengemeinschaft fließen.
Pressekontakt:
Heinrich-Böll-Stiftung
Michael Alvarez Kalverkamp, Pressesprecher
Tel.: +49-(0)30-285 34-202
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