Gustavo Castro wird weiterhin in Honduras festgehalten

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Gustavo Castro im Februar 2010

Bei dem Mord an der honduranischen Umweltschützerin Berta Cáceres wurde auch Gustavo Castro, Partner der Heinrich-Böll-Stiftung, verwundet. Als einziger Augenzeuge muss er nun um sein Leben fürchten. Obwohl er bereits am Tag nach dem Mord eine ausführliche Aussage und Tatortbegehung geleistet hatte, verweigerten ihm die honduranischen Behörden für 30 weitere Tage die Ausreise nach Mexiko und brachten ihn unter polizeilicher Begleitung erneut von Tegucigalpa nach La Esperanza, den Ort des Geschehens.

Am Mittwoch, den 9. März gaben Mitglieder der Organisation Otros Mundos Chiapas, des mexikanischen Netzwerkes von Bergbau-Betroffenen (Rema), der mexikanischen Bewegung gegen Staudammprojekte (Mapder) sowie Amnesty International erstmals auf einer Pressekonferenz Details und Hintergründe zum Mord an Berta Cáceres und die derzeitige Situation des mexikanischen Aktivisten Gustavo Castro Soto bekannt, die wir hier zusammenfassen:

Gustavo Castro befindet sich derzeit in der mexikanischen Botschaft in Tegucigalpa, wurde jedoch von den honduranischen Behörden mehrmals aufgefordert, erneut auszusagen. Seine Rolle als geschützter Zeuge wird von den Behörden respektiert. Sein Transport findet per Hubschrauber oder gepanzertem Wagen in Begleitung der Polizei statt. Dennoch fürchten die Kollegen um sein Leben.

Miguel Mijangos (Rema) betont die Unregelmäßigkeiten in der Untersuchung des Falls. Das Attentat ereignete sich in der Nacht auf den 3. März, die Polizei soll aber erst am frühen Morgen am Tatort angekommen sein. Aussagen in der Presse, nach denen der Tatort verändert wurde, sollten bisher mit Vorsicht gehandhabt werden. Eine weitere Unregelmäßigkeit sei, dass Gustavo Castro bisher nicht klar über den Untersuchungsprozess und seine Funktion als Zeuge und Opfer informiert wurde und auch nicht sofort einen unabhängigen Verteidiger an seiner Seite hatte. Nachdem er ausgesagt hatte, war er gemeinsam mit der mexikanischen Botschafterin zum Flughafen gefahren, um Honduras zu verlassen. Dies wurde ihm ohne Nennung von Gründen verweigert. Später verhängten die honduranischen Behörden ein Ausreiseverbot für die Dauer von 30 Tagen mit der Begründung, ihn noch für weitere Vernehmungen vor Ort zu benötigen.

Gustavo Castro Soto

Die oben genannten Organisationen fordern, dass die Regierung ihre Aussage zurücknimmt, es handele sich bei dem Attentat um einen Raubüberfall durch gewöhnliche Einbrecher. Laut Amnesty International sei dies eine übliche Strategie, um die Untersuchungen in die falsche Richtung zu lenken. Miguel Mijangos macht an dieser Stelle auch auf die Kriminalisierung der Mitglieder von COPINH aufmerksam. Gustavo Castro wurden bei den ersten Befragungen Fotos von vermeintlichen Verdächtigen gezeigt, bei denen es sich ausschließlich um Mitglieder der COPINH handelte. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass bereits vier Mitglieder der Organisation im Zuge der Verteidigung ihres Territoriums gegen Staudamm-Megaprojekte ermordet wurden. Eine Woche vor dem Attentat an Berta Cáceres kam es zu einer Konfrontation von Mitgliedern der COPINH und dem Unternehmen Agua Zarca, bei der Berta angeklagt und bedroht wurde. Gustavo Castro befand sich zu Besuch bei Berta Cáceres, da sie gemeinsam eine Konferenz über Energieprojekte planten. Ihre Organisationen arbeiten schon lange eng zusammen.

Honduras gilt nach Aussagen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission als das gefährlichste Land für Umwelt- und Menschenrechtsaktivist/innen. Daher hatte die Kommission bereits früher Schutzmaßnahmen für Cáceres und die Mitglieder der COPINH gefordert, die jedoch in der Nacht des 3. März nicht eingehalten wurden. Am 5. März forderte die Kommission (Medida No. 112-16) den honduranischen Staat auf, die Sicherheit der Mitglieder von COPINH und Gustavo Castro sowie seine sichere Ausreise zu garantieren. Der Fall soll von unabhängigen Instanzen aufgeklärt werden, um einer Kriminalisierung der indigenen Bevölkerung und der Protestbewegung vorzubeugen. Dies fordern auch die oben genannten Organisationen. Nach der Pressekonferenz wurde diese Forderungen auch in einem Gespräch mit dem honduranischen Botschafter in Mexiko übermittelt.