Die Parteien machen den Unterschied

Häufig wird in der kommunalen Praxis die Unterrepräsentanz von Frauen damit erklärt, dass nicht genug Frauen für diese Ämter zur Verfügung stehen. Die hohen Frauenanteile der Grünen zeigen indes, dass sich genügend Frauen für Kommunalpolitik interessieren, wenn Geschlechterparität in einer Partei gelebte Praxis ist. In allen unseren Analysen weisen die Grünen seit Jahren die höchsten Frauenanteile auf und konnten bei unserem dritten Genderranking noch zulegen. 48,5% der grünen Ratsmitglieder in den Großstädten sind Frauen und 49,4 % der grünen Fraktionsvorsitze sind mit Frauen besetzt. Gerade der Fraktionsvorsitz wird als einflussreiches Amt in allen anderen Parteien vorrangig unter Männern aufgeteilt, selbst wenn bei den Ratsmitgliedern eine Frauenquote angewendet wird. Die SPD und die Linke bleiben auch 2013 bei dieser Spitzenposition unter einem Frauenanteil von 20%, Die CDU als Partei ohne Quote unterbietet dies nochmal deutlich mit einem Frauenanteil von unter 8% bei den Fraktionsvorsitzen in den Großstädten.

Hier unterscheiden sich also die Parteien noch heute am deutlichsten, während bei den Ratsmitgliedern zumindest die anderen Quotenparteien auch respektable Ergebnisse mit knapp unter 40% erzielen. Die Quote hat sich damit als Institution erfolgreich etabliert und sie wurde als grüne Innovation von der SPD und der Linken übernommen, auch um für die Wählerinnen mit einem modernen Personalpakt weiter attraktiv zu bleiben. Allerdings hat der Parteienwettbewerb nicht dazu geführt, dass das konservativ-liberale Lager unter größeren Anpassungsdruck geraten wäre. Hier dominieren weiterhin die Männerbünde in den lokalen Parteien und Fraktionen und hier sind auch kaum Verbesserungen in Sicht, wenn nicht das konservative-liberale Lager durch gesetzlich verbindliche Frauenquoten zu einem moderneren Geschlechternormen entsprechenden Personalangebot bewegt wird. 

Demensprechend konnten wir wissenschaftlich immer wieder nachweisen, dass es einen starken signifikanten Zusammenhang zwischen den Ratsanteilen der Parteien und den Frauenanteilen gibt. Im Allgemeinen bedeutet das, dass je besser die Grünen, die SPD und die Linke bei den Wahlen abschneiden, desto höher ist der Frauenanteil im Kommunalparlament. Dies gilt allerdings mit der erwähnten Besonderheit, dass SPD und Linke in den kommunalen Führungspositionen noch eine stark ausgeprägte Männerdominanz zu verzeichnen haben. Es bleib abzuwarten, ob sie auch in diesem Bereich von den Grünen lernen wollen und die Doppelspitze im Führungsbereich als logische Fortsetzung der Quotierung einführen werden. Ohne massiven innerparteilichen Druck werden aber wohl nur wenige männliche Alphatiere ihren Thron freiwillig mit Frauen teilen, wie es zuletzt auch Sahra Wagenknecht bei den Linken erleben musste. 

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Prof. Dr. Lars Holtkamp ist Autor der Studie „Drittes Genderranking deutscher Großstädte“