Leipzig: „Das Gender-Ranking offenbart das männliche Leipzig“

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Katharina Krefft

Katharina Krefft ist Stadträtin von Bündnis 90/Die Grünen in Leipzig. Die Stadt ist im diesjährigen Ranking um42 Punkte abgestürzt auf Rang 68.

 

Wie erklären Sie sich das Abrutschen Ihrer Stadt beim 3. Genderranking?

Das Gender-Ranking offenbart das fühlbar männliche Leipzig.  Begonnen mit frauenpolitischen Akteurinnen haben auch politische Parteien und zuletzt der Gleichstellungbeirat die Frauenunterrepräsentanz beleuchtet. Ein denkwürdiges Ereignis war dessen Sitzung am 6.Mai 2013. Der Beirat fragte vorab, welche Überlegungen die Parteien anstellten, um die Frauenrepräsentanz der eigenen Fraktion wie der Stadtspitze zu erhöhen. Die CDU-Fraktion erklärte schriftlich ihre Nichtzuständigkeit, die FDP-Fraktion antwortete begründet aber abweisend, die Bürgerfaktion reagierte gar nicht und die SPD-Fraktion absolvierte einen unterirdischen Auftritt. Der damalige grüne Fraktionsvorsitzende konnte mit der aktuellen Bewerbung einer Kandidatin für ein Bürgermeisteramt glänzen. Nach der Sitzung hat sich etwas getan. Die grüne Kandidatin wurde von der Ratsversammlung gegen die Kandidatur des Amtsinhabers gewählt. Wir haben also seit 1. August 2013 wieder eine Bürgermeisterin. Zu den guten Nachrichten gehört auch, dass bei der Besetzung der Amtsleitungen in den vergangenen Jahren fast die 50%-Marke erreicht wurde. Zuletzt wurde die Amtsleiterin Kämmerei gewählt, auch die Stadtbibliothek wird nun von einer Frau geleitet.

Noch vor der Sommerpause konnte die grüne Fraktion erstmalig eine Fraktionsvorsitzende bestätigen. Wir haben fortan eine Doppelspitze, um die Arbeitsaufgabe Fraktionsvorsitz trotz der vielfachen Belastung durch das ehrenamtliche Mandat, Vollberufstätigkeit und Familie in gewohnter Qualität leisten zu können.

In welchem Umfeld bewegen wir uns? Nach 601 Jahren wählte die Universität Leipzig ihre erste Rektorin. Auch die Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur wurde zwei Jahre lang von einer Frau geleitet, die sich diese Position erkämpfen musste, ebenso die Hochschule für Grafik und Buchkunst. Nach über zwanzig Jahren leiten Frauen auch die örtliche Arbeitsagentur und das Jobcenter.

Schließlich haben wir auch eine Direktkandidatin der CDU für den Bundestag, die weitere politische Repräsentanz der Stadt ist gut verteilt: drei Leipzigerinnen und 2 Leipziger im Bundestag, eine Abgeordnete und ein Abgeordneter im europäischen Parlament. Der Landtag hingegen ist auch aus Leipzig sehr männlich beschickt (drei weibliche und elf männliche Abgeordnete).

Was ist noch zu tun?

Die Quotierung der Listen ist möglich, wird aber zuweilen durch die Wählenden durchkreuzt. Bündnis 90/Die Grünen haben entschieden, weibliche Bewerberinnen gezielter herauszustellen. Es wird einen Workshop zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Mandat geben. Außerdem wollen Vertreter/innen der Linken, der SPD und der Grünen noch vor Ende der Wahlperiode erreichen, dass im kommenden Stadtrat Kinderbetreuung angeboten wird. Für mich ist dieses Angebot ein ganz wichtiges Instrument, um die Repräsentanz junger Eltern zu ermöglichen.

Leipzig hat übrigens die europäische Charta für die Gleichstellung von Männern und Frauen im Stadtrat beschlossen, unterzeichnet und auf Antrag des Gleichstellungsbeirates auch mit einer halben Stelle besetzt. Hoffen wir, dass damit die Umsetzung konzeptionell vorangebracht wird und wir tatsächlich Parität erreichen können.

Die Fragen stellte Lara Chahal.