Frankfurt: "Der Lohn für frauenpolitische Pionierinnenarbeit"

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Sarah Sorge

Sarah Sorge ist Dezernentin für Bildung und Frauen, Frankfurt am Main. Die Stadt belegt in unserem Gener-Ranking Rang 2 und hat sich mit nur einem Platz nach hinten geringfügung verschlechtert.

Welche Gründe gibt es für das erneut gute Abschneiden der Stadt?

Auch im dritten Gender Ranking ist Frankfurt auf einem der Spitzenplätze gelandet – darauf bin ich als Frauendezernentin sehr stolz. Das Abschneiden ist der Lohn für jahrelange frauenpolitische Pionierinnenarbeit in Frankfurt.

Das Ranking bewertet den Frauenanteil in kommunalen Ämtern und Führungspositionen: Stadtverordnete, Ausschussvorsitze, Fraktionsvorsitze, Dezernate und OBs. Dass wir hier im Ranking dauerhaft auf einer Spitzenpositionen sind, zeigt, dass Frankfurt eine gute Kultur hat, was Frauen in Politik und Führungspositionen angeht und dass es hier eine Menge an Powerfrauen gibt, die diese Positionen gerne und gut ausfüllen.

Eine Erkenntnis des Genderranking ist ja, dass Parteien mit einer Frauenquote deutlich mehr Frauen in den Fraktionen haben als andere. Darauf bin ich als Grüne Politikerin selbstverständlich stolz, denn: Die Quote hilft eindeutig Frauenanteile zu erhöhen.  Auch in der Verwaltung haben wir seit mehr als zwanzig Jahren gute Erfahrungen mit der Frauenförderung gemacht und sind inzwischen bei einem Frauenanteil von knapp 37 Prozent Amtsleiterinnen.

Einen Wehmutstropfen gibt es: Frankfurt war es jahrelang gewohnt, von zwei Frauen regiert zu werden, nämlich Oberbürgermeisterin Petra Roth und Bürgermeisterin Jutta Ebeling. Diese beiden tollen und starken Frauen waren Vorbilder für uns Frankfurterinnen, sind nun aber leider beide aus dem Amt ausgeschieden – und ihre Nachfolger sind Männer. Dies hat für Frankfurt Folgen, denn die beiden prominenten Frauen fehlen nicht nur an der Spitze der Stadt, sondern zahlreiche kommunale Aufsichtsräte sind nun, durch einen Oberbürgermeister und einen Bürgermeister, männlicher besetzt.

Frankfurt ist trotzdem noch die Stadt der Frauen mit hohen Anteilen im Magistrat, in der Stadtverordnetenversammlung und bei den Amtsleiterinnen. Und das wollen wir nicht nur bleiben, sondern wir arbeiten an Instrumenten, um dieses gute Ergebnis weiter zu verbessern.

Was müsste getan werden, um eine Spitzenposition zu halten?

Obwohl die Gleichstellung in aller Munde ist, zeigt sich in der Praxis deutlich, dass ohne Vorgabe von Strukturen, wie Quotierungsregelungen, kaum Änderungen eintreten. Wir brauchen gute frauenpolitische Strukturen und Ressourcen.

Meine Erfahrung zeigt: Wir müssen immer wachsam sein, damit es keinen Rollback gibt. Denn die Quote hilft zwar bei den Parlamentssitzen, nicht aber automatisch bei den Fraktionsvorsitzen, Ausschussvorsitzen oder Aufsichtsräten. Das müssen wir im Blick behalten und Frauen stärken, diese Aufgaben wahrzunehmen. Wir brauchen gute Netzwerke und auch ein gewisser Machtinstinkt gehört dazu, wenn Frauen in Führung, in Politik und Verwaltung erfolgreich sein wollen. Das Thema ‚Frauen in Führungspositionen und Entscheidungsgremien‘ gehört auf die Top-Agenda; nicht nur in der Wirtschaft, auch in Politik und Verwaltung. Auch hier müssen wir weiter am Ausbau von Quoten und Fördermechanismen arbeiten.

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Die Fragen stellte Lara Chahal.