"Eine bessere Welt ist möglich" - Zum 15. Todestag von Ken Saro-Wiwa

Vor15 Jahren wurde der nigerianische Schriftsteller und Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa und acht weitere Mitglieder der Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes in Nigeria exekutiert. Zum Todestag schreibt sein Sohn Ken Wiwa. ➤ Aktuelle Artikel, Publikationen und andere Veröffentlichungen über und aus Afrika.

Lesedauer: 3 Minuten

Heute vor 15 Jahren, am 10. November 1995, wurde der Schriftsteller und Fernsehproduzent Ken Saro-Wiwa und acht weitere Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung Mosop (Bewegung für das Überlegen des Ogoni-Volkes) in Nigeria exekutiert. Mosop hatte friedliche Proteste gegen die verheerenden ökologischen Folgen der Shell-Ölförderung im Siedlungsgebiet der Ogoni angeführt und forderte eine Beteiligung an den Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Die Forderungen und Proteste wurden gewaltsam unterdrückt. Ken Saro-Wiwa wurde zur Leitfigur des gewaltfreien Widerstandes. Hauptgegner Saro-Wiwas war Shell Oil mit damals 96 Ölplattformen im Niger-Delta, aus denen es täglich 900 000 Barrel Öl pumpte.

Nach seiner Hinrichtung reichte sein Sohn Ken Wiwa Klage gegen Shell ein: " Um Millionengewinne zu sichern, habe Shell sich enger Verbindungen zur Militärdiktatur bedient und Angriffe auf mutmaßlich rebellische Dörfer befohlen.

Nach vielen Jahren juristischen Tauziehens wurde im Juni 2009 in New York ein außergerichtlicher Vergleich erzielt. Der Ölmulti Shell zahlte den Hinterbliebenen der neun Aktivisten aus dem Volk der Ogoni 15,5 Millionen US-Dollar.

"Mein Vater wäre glücklich mit dem Ergebnis", sagte Wiwa, der zurzeit als Sonderberater von Nigerias Präsidenten Goodluck Jonathan für mehr Entwicklung im Delta eintritt.

Zum 15. Todestag schreibt er an die Heinrich-Böll-Stiftung:

„…Eine bessere Welt ist möglich, aber nur dann, wenn wir neue Wege finden, alte Probleme anzupacken. Wir müssen eine Sprache der sozialen Gerechtigkeit finden, die über Proteste hinaus reicht. Unsere Sache ist gerecht, das kann uns nicht abgesprochen werden. Aber wir müssen uns auch der Herausforderung stellen, machbare nachhaltige Alternativen zum Status Quo zu finden.

Ken Saro-Wiwa war ein Mann mit vielen erfolgreichen Seiten, ein Philanthrop, Schriftsteller, Geschäftsmann und Umweltaktivist. Er arbeitete hart und großen Widrigkeiten zum Trotz schaffte er es, unseren kleinen Winkel der Erde, weltweit bekannt zu machen. Ein Lächeln war oft auf seinen Lippen, überhaupt war er ein sehr humorvoller Mensch.

Deshalb bitte ich euch heute, an ihn nicht mit Traurigkeit sondern mit einem Lächeln zu denken, so wie wir es tun. Erinnert euch an seine Worte:

„Tanze deine Wut und deine Freuden

Tanze bis die Gewehre verstummen

Tanze tanze tanze

Der Kampf geht weiter.“

Der Textauszug ist dem englischen Original-Text entnommen.

Ken Wiwa (Ken Saro-Wiwa junior) ist nigerianischer Journalist und Autor. Er wurde 1968 in Lagos geboren. Sein Buch In the Shadow of a Saint ist eine Denkschrift an seinen Vater Ken Saro-Wiwa. Zurzeit arbeitet er als Sonderberater des nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan.


Weitere Informationen

Artikel der taz
Artikel des Freitag
Video-Interview mit Ken Wiwa: Teil 1, Teil 2