Ökologische Marktwirtschaft

Dass unsere Wirtschaft einen notwendigen Strukturwandel vollziehen muss, um den nachfolgenden Generationen die Möglichkeiten und die Ressourcen zu erhalten, die sie benötigen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ist unumstritten. Darüber, wann und wie dies geschieht, herrscht aber sowohl unter Unternehmern wie unter Wirtschaftspolitikern Uneinigkeit. Die öffentliche Debatte dieser Frage wird inzwischen jedoch von einem Boom ökologischer Innovationen und einer wachsenden Masse aufgeklärter und kritischer Konsumenten, die bei ihrer Kaufentscheidung ökologische Kriterien berücksichtigen, überholt. -> Aktuelle Artikel, Publikationen und andere Veröffentlichungen zu Wirtschaft & Finanzen.

Pragmatische Aktivisten protestieren weniger und fordern nicht nur von der Politik oder den Verbrauchern, etwas zu ändern, sondern entwickeln ökologisch und sozial nachhaltige Angebote und konkurrieren um die bessere ökonomische Lösung für die Befriedigung von Konsumenten-Bedürfnissen. Der Unterschied für die politische Rahmensetzung besteht angesichts dieser neuen Entwicklung darin, dass es nicht mehr vorrangig um die Förderung von Forschung & Entwicklung und der Markteinführung nachhaltiger Angebote geht. Vielmehr geht es darum, die nachhaltigen Angebote, die schon im Markt mit konventionellen Produkten und Dienstleistungen konkurrieren, zu unterstützen. Bekommen diese Innovationen Unterstützung, können sie sich langfristig am Markt etablieren und Maßstäbe für Konkurrenten setzen.

Neue Aufgaben für die Politik

Egal, wer den notwendigen Wandel als Erster vollzieht, dieses Unternehmen oder diese Volkswirtschaft wird am meisten daran verdienen. Deshalb ist – quasi während wir schliefen – ein Rennen um die erste Grüne Marktwirtschaft und die Marktführerschaft darin gestartet. Für die Politik ergeben sich daraus neue Aufgaben: Noch immer gilt es, den Markt als effizientes Instrument für Innovationen und Entwicklungen zu nutzen, und dort, wo der Markt versagt, nachhaltige Ergebnisse zu produzieren, zu intervenieren oder geschickt Anreize zu setzen, die nachhaltiges Verhalten belohnen und Umweltverbrauch oder soziale Kosten verteuern. Aber das Rad muss nicht neu erfunden werden, nachhaltige Lösungen konkurrieren schon auf dem Markt. Wirtschaftspolitik muss die Wettbewerbsfähigkeit dieser Lösungen unterstützen und sicherstellen, dass Unternehmer ihre Wettbewerbsvorteile aus Nachhaltigkeitsinnovationen auch tatsächlich in Gewinne umsetzen können.

Die Heinrich-Böll-Stiftung will in diesem Dossier einerseits die Diskussion um eine Nachhaltige Marktwirtschaft und exemplarisch einige ihrer Akteure vorstellen, andererseits einen Beitrag zur öffentlichen Debatte leisten und akademische Argumente auf konkrete wirtschaftspolitische Fragen anwenden. Das Dossier umfasst Artikel, Interviews, Kommentare und Links zu folgenden Themenkomplexen:

Grüne Marktwirtschaft

Grüne Wirtschaftspolitik hat die neue Herausforderung erkannt und entwirft Konzepte, wie Märkte welche Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen können. Die Bundestagsfraktion der Grünen und die Grüne Partei haben diese Konzepte in jeweils einem Diskussionspapier zusammengefasst. Darüber hinaus hat die Partei eine Artikelsammlung zum Thema mit Autoren von Grünen, Kritikern und Gesinnungsgenossen zusammengestellt.

Marktversagen und Nachhaltige Entwicklung

In verschiedenen Aufsätzen wird erklärt, welche gesellschaftlichen Bedürfnisse Märkte nicht oder nur unzureichend erfüllen, und es wird diskutiert, welche politischen Interventionen Märkte nachhaltig entwickeln können. Beispiele aus bestimmten für eine nachhaltige Entwicklung besonders relevante Branchen veranschaulichen die Diskussionen.

Akteure der Nachhaltigen Marktwirtschaft

Ohne jemanden, der handelt und etwas anders macht, verändert sich gar nichts. Die nachhaltige Entwicklung freier Märkte braucht ganz besonders innovative Unternehmer, die Lösungen erfinden und Angebote machen, wie Konsumenten ihre Bedürfnisse nachhaltig befriedigen können. Solche innovativen Unternehmer sind die Adressaten einer Wirtschaftspolitik, die eine nachhaltige Marktwirtschaft formt.

Konferenz „Ökologische Marktwirtschaft“

Am 8. und 9. Oktober veranstaltet die Heinrich-Böll-Stiftung eine Konferenz zum Thema „Greening Europe – Greening America. A Transatlantic Dialogue“. Dort sollen konkrete Herausforderungen in bestimmten Märkten sowie Potentiale von transatlantischen Kooperationen in der nachhaltigen Entwicklung dieser Märkte diskutiert werden.