"Nettogewinn" bedeutet Verlust für Gerechtigkeit in der Biodiversitätspolitik

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Ein neues Policy Paper der Global Forest Coalition setzt sich mit Offsets für die biologische Vielfalt auseinander. Es zeigt, dass Offsets meist nicht zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beitragen und zudem erhebliche negative Auswirkungen auf Frauen und indigene Völker haben.

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Ein Fluss inmitten von bewaldeten Berghängen
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Fallstudien u.a. in Indien zeigen, dass Offsets sowohl dem Standort, der kompensiert wird, als auch den Ausgleichsorten schaden

Die Konzepte „Net Gain“ (Nettogewinn) und „No Net Loss“ (Nettonull) erfreuen sich in der globalen Biodiversitätspolitik wachsender Beliebtheit. Sie sind auch im ersten Entwurf für einen neuen globalen Rahmen für die biologische Vielfalt, den die UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) veröffentlicht hat, enthalten. Er schließt „Nettonull“ ein, indem der Begriff "Nettogewinn" aufgenommen und als Meilenstein für die Verbesserung der Integrität von Ökosystemen deklariert wird. Das Kernstück beider Konzepte sind Biodiversitäts-Offsets, welche Umweltschäden ausgleichen sollen, die durch die Rohstoffindustrie, Infrastruktur- und andere Entwicklungsprojekte verursacht werden.

Ein neues Briefing der Global Forest Coalition setzt sich mit Offsets für die biologische Vielfalt auseinander und zeigt, dass Offsets meist nicht zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beitragen. Nicht nur das, sie haben auch erhebliche negative soziale und kulturelle Auswirkungen, die Frauen und indigene Völker unverhältnismäßig stark belasten. Fallstudien aus Indien und anderen Ländern veranschaulichen dies und zeigen, dass Offsets sowohl dem Standort, der kompensiert wird, als auch den Ausgleichsorten schaden.
Das Policy Briefing erzählt die Geschichte des Biodiversitäts-Offsetting und erklärt, wie der neoliberalistische Ursprung solcher Kompensationsmaßnahmen deren Ziele bis heute beeinflusst. Obwohl Offsets in letzter Zeit schon häufig für negative Schlagzeilen sorgten, haben die Konzepte Nettonull, Nettogewinn und Net Zero durch die internationalen Klimaverhandlungen erheblichen Aufwind erhalten. Sie ignorieren naturgemäß lokale soziale, wirtschaftliche und kulturelle Werte biologischer Vielfalt. Angesichts der gravierenden Krise der biologischen Vielfalt ist nicht nur ökologisch kein Platz mehr für "Netto"-Ansätze.

Das Policy Briefing kann hier auf Englisch gelesen und herunterladen werden.